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Funktionen

1. Kommentar

Liebe Auszubildende, lieber Auszubildender,
herzlich willkommen!
Die hier nun folgende Lernaufgabe „Staying Alive“ baut auf die Inhalte der CE 06.01 "Notfallsituationen erkennen und handeln" [1] auf. Einzelne Phasen dieser Lernaufgabe durchlaufen Sie mithilfe der VR-Brille sowie in der ILIAS-Lernumgebung, andere Teile schließen sich im Demoraum sowie im nachfolgenden praktischen Einsatzort an.
Viel Spaß bei der Bearbeitung der Lernaufgabe!
Hintergrund
In allen Bereichen der Pflege sind Sie täglich mit der Versorgung von zu pflegenden Menschen konfrontiert, deren Gesundheitszustand sich spontan ändern kann. Das Erkennen einer Notfallsituation und das Einleiten entsprechender Maßnahmen ist Teil der Arbeit im Beruf. Diese plötzlich auftretenden Situationen sind jedoch auf vielen Ebenen emotional herausfordernd. Neben den anderen Beteiligten und Angehörigen ist die eigene Konfrontation und der persönliche Umgang mit diesen Erlebnissen ein zentraler Aspekt.
Zur Einschätzung der Thematik finden Sie hier einige Zahlen zur Reanimation. Nach aktuellen Zahlen des Deutschen Reanimationsregisters erleiden in Deutschland mindestens 60.000 Menschen pro Jahr einen Herz-Kreislauf-Stillstand [...] [2]. Das Durchschnittsalter der Menschen, die reanimiert werden müssen, beträgt ca. 72 Jahre. Männer (64,4%) müssen häufiger reanimiert werden als Frauen (35.6%). Mehr als die Hälfte der Fälle finden auf Normalstationen statt (hierbei ist die Kardiologie am häufigsten betroffen), was die große Relevanz für alle Pflegekräfte zeigt. Von allen Reanimationen im Krankenhaus werden insgesamt 68,3% der Fälle direkt beim Auftreten des Herz-Kreislauf-Stillstandes beobachtet [3]. Dies ist eine gute Nachricht! Denn hierdurch kann ein schneller Start der Maßnahmen erfolgen und Leben retten! Guckt man sich den zeitlichen Verlauf an, kann es "bereits nach 3 bis 5 Minuten ohne Wiederbelebungsmaßnahmen [...] bei den Betroffenen zu irreversiblen Hirnschäden kommen. Nach 10 Minuten ohne zwischenzeitliche Hilfe kommen Wiederbelebungsmaßnahmen in der Regeln zu spät" [4]. Diese ersten Maßnahmen erfolgen in über 70% der Fälle durch Pflegekräfte [5].
Die Aufgabe von professionell Pflegenden umfasst die Einleitung der ersten Hilfs-und Reanimationsmaßnahmen bis zum Eintreffen des Reanimationsteams. Die Lernaufgabe soll Sie bei dem Erwerb eines professionellen Umgangs mit dieser komplexen Aufgabe unterstützen.
Fallbeispiel Herr Lohfeld
Herr Lohfeld, 60 Jahre, lag bereits seit 2 ½ Monaten auf der Station. Herr Lohfeld war aufgrund einer Endokarditis stationär aufgenommen worden. Es war der fünfte postoperative Tag nach einer Klappen-OP. Herr Lohfeld entwickelte postoperativ eine Pneumonie. Er hustete viel Sekret ab, auch seine Sauerstoffsättigung lag dauerhaft unter 88% SpO², so dass er über eine Nasenbrille Sauerstoff zugeführt bekam. Über einen Zentralen Venenkatheter bekam er zudem Antibiosen und Analgesien.
Beschreibung der Situation durch die Pflegekraft Frau S.
Beim ersten Kontakt in der Nacht wirkte der Patient schlapp und kraftlos und hustete viel Sekret ab. Beim erneuten Kontakt, einige Zeit später, war Herr Lohfeld deutlich schläfriger, konnte aber noch kommunizieren. Da Herr Lohfeld im Bett verrutscht war, wurde er von mir und einer Kollegin auf den Rücken gelagert. Dabei veränderte sich die Hautfarbe und Herr Lohfeld wurde blass, ebenfalls bekam er eine Schnappatmung und war nicht mehr ansprechbar. Auch auf Schmerzreize reagierte er nicht. Die Notfallklingel wurde betätigt. Eine Kollegin rief das Rea-Team und den diensthabenden Arzt an, zugleich holte sie den Rea-Wagen und das Rea-Brett. Auf dem Monitor erkannte ich eine deutliche Hypotonie, auch die Sauerstoffsättigung des Patienten lag bei 80%, trotz 2 L Sauerstoffzufuhr. Der Patient wurde auf das Rea-Brett gelagert und meine Kollegin und ich fingen an zu reanimieren. Ich saß dabei kniend auf der Matratze und machte die Herz-Druck-Massage, meine Kollegin übernahm die Beatmung mit dem Beatmungsbeutel, der Sauerstoff wurde auf 15L hochgedreht.
Wenige Zeit später traf das Rea-Team ein, sowie der diensthabende Arzt und eine weitere Kollegin. Es erfolgte eine Übergabe. Das Rea-Team fragte, ob es Therapielimitierungen gibt. Währenddessen schlossen die Kollegen vom Rea-Team den Patienten an den mitgebrachten Monitor an. Die Aufteilung beim Rea-Team war folgende: eine Person behielt den Überblick, überwachte die Zeit und gab die Kommandos. Eine Person zog Medikamente auf und verabreichte sie nach Ansage, eine Person löste mich bei der Herzdruckmassage ab, eine Person löste meine Kollegin bei der Beatmung ab. Der diensthabende Arzt telefonierte mit der Intensivstation und kündigte die Verlegung an. Es wurde eine BGA und Blut abgenommen. Der Patient bekam Adrenalin i.v. gespritzt. Meine Kollegin und ich hielten uns bereit, falls Materialien benötigt werden sollten, wie z. B. eine Absaugung oder Infusionen. Zudem lösten wir die Helfer des Rea-Teams bei der Herzdruckmassage ab. Der diensthabende Arzt und der Arzt vom Rea-Team beurteilen das Monitor-EKG und stellten Kammerflimmern fest. Der Defibrillator wurde geladen und der Schock wurde gesetzt. Ein Medikament wurde i.v. gespritzt, zum Schutz vor erneutem Kammerflimmern. Die Reanimation wurde aufgrund einer weiter bestehenden Asystolie fortgesetzt. Der Arzt versuchte einen Tubus zu legen, vorher musste Herr Lohfeld abgesaugt werden, da der Atemweg durch Schleim und Schaum nicht einsehbar war. Zeitgleich wurde der Transport auf die Intensivstation vorbereitet (O2-Flasche ans Bett, Wege frei räumen). Unter laufender Reanimation wurde der Patient dann mit liegendem Tubus vom Rea-Team auf die Intensivstation transportiert. Zwei Personen befanden sich dabei mit im Patientenbett, eine Person beatmete weiter über den Tubus und eine kniete über dem Patienten und führte die Herzdruckmassage weiter. Das ganze Szenario spielte sich innerhalb einer halben Stunde ab.
Persönliche Erfahrung von zwei Pflegefachkräften
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[1] (Fachkommission nach § 53 Pflegeberufegesetz: Rahmenpläne der Fachkommission nach § 53 PflBG. o. O. 2020)
[2] (vgl. BZgA, 2021, S.1)
[3] (vgl. Deutsches Reanimationsregister, 2018, S. 7 ff.)
[4] (Deutsches Reanimationsregister, 2021, S.1)
[5] (Deutsches Reanimationsregister, 2018, S. 9)


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