Hintergrundwissen

Einführung in die Circular Economy

Circular Economy = Zirkuläre Wertschöpfung

Die Begriffe Circular Economy und Zirkuläre Wertschöpfung werden im Rahmen dieser Wissensbasis synonym verwendet. Der Begriff Kreislaufwirtschaft wird aufgrund der Assoziation mit einer Recycling-Wirtschaft nicht im Sinne der Circular Economy genutzt.

Der Begriff Circular Economy wurde unter anderem im Kontext der Cradle to Cradle (C2C) Denkschule und der Ellen MacArthur Foundation geprägt. In diesem Zusammenhang wird zwischen dem biologischen und technischen Kreislauf unterschieden und Abfall als Nährstoff für den Kreislauf angesehen. Außerdem wird nach dem Öko-Effektivitätsansatz gehandelt, bei dem die Optimierung von positiven Auswirkungen des menschlichen Handelns im Fokus steht. Mehr Details zu den Ursprungstheorien und den zugehörigen Organisationen der Circular Economy sind unten auf dieser Seite im Bereich Grundtheorie – Cradle to Cradle Denkschule & Ellen MacArthur Foundation zu finden.

Grundprinzipien der Circular Economy

„Zirkulär“ – in Kreisläufen denken;

„Wert“ – materieller Gehalt;

„Schöpfung“ – kreativer Prozess.

Wörtlich übersetzt bedeutet Circular Economy Kreislaufwirtschaft. Der Begriff Kreislaufwirtschaft wird im deutschen Sprachgebrauch jedoch im Kontext der Abfallwirtschaft deutlich enger gefasst und hauptsächlich mit dem Recycling verbunden. Dies ist auf das mittlerweile abgelöste Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz (KrW/AbfG) von 1994 bzw. das Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) von 2012 zurückzuführen. Die Circular Economy umfasst im ursprünglichen Sinne allerdings viel mehr als „nur“ Recycling und Abfallverwertung. Aus diesem Grund wird vom Land Nordrhein-Westfalen seit 2016 im Zusammenhang mit Circular Economy der Begriff „Zirkuläre Wertschöpfung“ genutzt [1].  Der Begriff zirkulär spiegelt hierbei den Kreislaufgedanken wider. Der Begriff Wert legt den Fokus auf den materiellen Wert von Produkten und dessen Erhaltung und der Begriff Schöpfung repräsentiert wiederum den kreativen Prozess, der für die Umsetzung einer Circular Economy notwendig ist.

Zusammengefasst werden im Rahmen der Circular Economy und der C2C-Denkschule fünf Grundprinzipien verfolgt [9]:

  • Abfallvermeidung durch Design – Ressourceneffizienz,
  • Resilienz durch Diversität,
  • Nutzung erneuerbarer Energien,
  • Systemdenken und
  • Kaskadendenken.

Mehr Details zur Bedeutung dieser Grundprinzipien sind unter Grundprinzipien der Circular Economy zu finden.

Lineare vs. Zirkuläre Wertschöpfung

Das begriffliche Gegenteil der Circular Economy ist die Linear Economy (Lineare Wirtschaft). Diese spiegelt die ursprünglichen und zum Großteil aktuell noch bestehenden Strukturen der Wirtschaft wider. Die linearen Strukturen bringen jedoch sehr viele Nachteile mit sich, wie hohe Treibhausgas (THG)-Emissionen und Ressourcenverschwendung.

Eigene Darstellung zur schematischen Gegenüberstellung der linearen, Recycling- und zirkulären Wirtschaft.
Eigene Darstellung zur schematischen Gegenüberstellung der linearen, Recycling- und zirkulären Wirtschaft. © ITES/HSBI

Ein konkreter Vergleich der linearen und zirkulären Wertschöpfungskette und deren Konsequenzen und Mehrwerte sind unter Lineare vs. Zirkuläre Wertschöpfungskette zu finden.

Grundtheorie – Cradle to Cradle-Denkschule und Ellen MacArthur Foundation

Der Begriff Cradle to Cradle (C2C; Deutsch: von der Wiege zur Wiege) steht im engen Zusammenhang mit dem Begriff Circular Economy und bildet dessen konzeptionelle Grundlage. C2C basiert auf dem Ansatz, dass Ressourcen in endlosen Kreisläufen zirkulieren und kein Müll existiert. Stattdessen sind alle Materialien und Produkte zugleich Nährstoffe für den Kreislauf. Die C2C-Denkschule wurde Ende der 1990er-Jahre von dem deutschen Chemiker Michael Braungart und dem US-amerikanischen Architekten William McDonough entwickelt. Im Kontext der C2C-Denkschule wurden außerdem 1987 die EPEA GmbH (Unternehmensberatung und Produktzertifizierung) und 2012 der Verein C2C NGO gegründet [2] [3].

Der zentrale Aspekt der C2C-Denkschule ist, dass Menschen als nützlicher Teil der Natur angesehen werden und in der Lage sind, einen positiven Impact zu hinterlassen. Dies spiegelt auch der Öko-Effektivitätsansatz wider, welcher den Fokus auf die Optimierung positiver Auswirkungen bzw. Interaktionen mit der Umwelt legt und über die Minimierung von negativen Auswirkungen hinausgeht. Das C2C-Design setzt bei dieser Denkschule an und beschreibt ein Produktdesign, das auf den drei Prinzipien „Nährstoff bleibt Nährstoff“, „Regenerative Energien“ und „Feiere die Vielfalt“ basiert. „Nährstoff bleibt Nährstoff“ bedeutet, dass Bestandteile und Materialien von Produkten nach deren Nutzung ihrerseits die Rohstoffe für andere Produkte darstellen und somit ein Kreislauf entsteht. Bereits im Rahmen des Produktdesigns werden geeignete Materialien ausgewählt, sodass sie in den technischen und biologischen Kreisläufen kontinuierlich zirkulieren können. Im Designprozess werden die Materialien hierbei zunächst aufgelistet und bewertet sowie anschließend nach dem Öko-Effektivitätsansatz optimiert. [4] [5]

Öko-Effektivität vs. Öko-Effizienz
Eigene Darstellung zur Öko-Effektivität und Öko-Effizienz basierend auf der Darstellung der EPEA. © HSBI/EPEA

2010 wurde von der Britin Ellen MacArthur eine weitere Organisation gegründet: die Ellen MacArthur Foundation. Sie treibt unabhängig von C2C die Circular Economy voran [6] und beschreibt die folgenden drei Prinzipien als Grundlage für die Circular Economy [7]:

  • Eliminate waste and polution – Abfall und Verschmutzung beseitigen,
  • Circulate products and materials – Produkte und Materialien zirkulieren,
  • Regenerate nature – Natur regenerieren.
Kreisläufe

Für die Visualisierung von Kreisläufen im Sinne der Circular Economy gibt es in der Grundtheorie unterschiedliche Darstellungsmöglichkeiten. Eine der meist verbreitetsten ist das Butterfly Diagramm, welches von der Ellen MacArthur Foundation geprägt wurde. Das Diagramm unterscheidet zwischen der Biosphäre (biologischer Kreislauf) und der Technosphäre (technischer Kreislauf). In der Biosphäre zirkulieren organische Materialien, die der Erde langfristig wieder als Nährstoff zugeführt werden können (Verbrauchsgüter). Wohingegen sich in der Technosphäre technische Produkte befinden, welche durch unterschiedliche Mechanismen im Kreislauf geführt werden müssen und nicht wieder der Umwelt zugeführt werden dürfen (Gebrauchsgüter). Zusätzlich wird im Diagramm die Nutzung regenerativer Energien dargestellt. Der Ansatz der strikten Trennung von Biosphäre und Technosphäre steht dem Konzept der Bioökonomie entgegen.

Die C2C NGO stellt die Kreisläufe geringfügig anders dar und hat die Technosphäre als geschlossenen Kreislauf in die Biosphäre integriert. Außerdem sind die Aspekte der Boden-, Wasser- und Luftqualität sowie der fairen Arbeit inbegriffen, welche ebenfalls Teil des C2C-Ansatzes sind.

Biosphäre und Technosphäre greifen ineinander
Eigene Darstellung der Kreisläufe in Biosphäre und Technosphäre nach der Cradle to Cradle NGO. © HSBI/C2C NGO
C2C-Zertifizierung

Im Rahmen des C2C-Produktdesigns können Produkte zertifiziert werden. Seit 2025 gilt hierfür ein neuer überarbeiteter Zertifizierungs-Standard (Version 4.1). Im Rahmen der Zertifizierung werden die Kategorien „Material Health – Materialgesundheit“, „Product Circularity – Produkt-Zirkularität“, „Clean Air & Climate Protection – Saubere Luft und Klimaschutz “, „Water & Soil Stewardship – Schutz von Wasser und Boden“ und „Social Fairness – Soziale Fairness“ bewertet und die Produktzertifizierung den Stufen Bronze, Silber, Gold oder Platin zugeordnet [8]. Angelehnt an die C2C-Grundprinzipien legt das Zertifikat einen großen Fokus auf die verwendeten Materialien und Geschäftsmodelle. Seit der Version 4.1 liegt auch das zirkuläre Produktdesign mehr im Fokus. Weitere Infos zur C2C-Zertifizierung sind hier zu finden.

Quellen

[1] Scheelhaase, T.; Zinke, G. Potenzialanalyse einer zirkulären Wertschöpfung im Land Nordrhein-Westfalen; Ministerium für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk, 2016.

[2] EPEA GmbH. Startseite - EPEA part of dress & sommer. https://​epea.com​/​ (zuletzt geprüft am 01.03.24).

[3] Cradle to Cradle NGO. Startseite - Cradle to Cradle NGO. https://​c2c.ngo​/​ (zuletzt geprüft am 01.03.24).

[4] Cradle to Cradle NGO. Cradle to Cradle: Umdenken, Umgestalten und Umlenken. https://​c2c.ngo​/​cradle-​to-​cradle/​ (zuletzt geprüft am 01.03.24).

[5] Michael Braungart. Cradle to Cradle. https://​michaelbraungart.com​/​cradle-​to-​cradle/​ (zuletzt geprüft am 01.03.24).

[6] Ellen MacArthur Foundation. Startseite - Ellen MacArthur Foundation. https://​www.ellenmacarthurfoundation.org​/​ (zuletzt geprüft am 01.03.24).

[7] Ellen MacArthur Foundation. What is a circular economy? | Ellen MacArthur Foundation. https://​www.ellenmacarthurfoundation.org​/​topics/​circular-​economy-​introduction/​overview​#principles (zuletzt geprüft am 05.08.24).

[8] C2C Products Innovation Institute Inc. Cradle to Cradle Products Innovation Institute - The Standard: Cradle to Cradle Certified. https://​c2ccertified.org​/​the-​standard (zuletzt geprüft am 01.03.24).

[9] Osann, I.; Mattheis, H.; Götzenbrugger, R. Workbook Kreislaufwirtschaft: Innovationen entwickeln - Transformation gestalten Mit Methoden, Tools und Checklisten; Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG, 2021.