04.09.2001

Modularisierung der Pflegeausbildung - internationale Konsenskonferenz an der FH Bielefeld

Pilotprojekt am Fachbereich Pflege und Gesundheit - Förderung aus Leonardo da Vinci-Programm und durch die Robert Bosch Stiftung.

Modularisierung der Pflegeausbildung - unter dieser Themenstellung läuft zur Zeit ein dreijähriges Pilotprojekt - finanziert aus dem EU-Förderprogramm Leonardo da Vinci, mit Mitteln der Robert Bosch Stiftung, der FH Bielefeld und den beteiligten Partnern, am Fachbereich Pflege und Gesundheit der Fachhochschule (FH) Bielefeld. Das Gesamtvolumen des Projekts beläuft sich auf 637.000 €. Es beschäftigt sich mit der Entwicklung, Erprobung, Evaluierung und Verbreitung eines Konzeptes zur Modularisierung der Berufs- und Hochschulausbildung im Bereich der Pflegeberufe: Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege. Im Rahmen des Projekts sind Partner aus Belgien, Luxemburg, den Niederlanden, Polen und Deutschland eingebunden. Am 29./30. August 2001 fand in Bielefeld die erste Konsenskonferenz mit 55 Teilnehmern aus sechs europäischen Ländern statt. Die wissenschaftliche Leitung liegt in Händen der Professorinnen Dr. Barbara Knigge-Demal und Dr. Annette Nauerth.
Die Berufsausbildungen im Pflege- und Gesundheitsbereich weisen europaweit große Unterschiede auf. Trotz der gegenseitigen Anerkennung ist bisher eine Vergleichbarkeit nicht erreicht und es ergeben sich immer wieder Probleme bei der Frage der gegenseitigen Anerkennung. Dies behindert auch die Mobilität innerhalb der Staatengemeinschaft. Es fehlt an Strategien, Instrumente und Materialien, eine solche Entwicklung einzuleiten. Die traditionelle Lehr- und Lernkultur in der Berufsbildung ist noch nicht ausreichend darauf ausgerichtet, lebensbegleitendes Lernen und selbstständiges Studium zu fördern. Auch den Umgang mit neuen Lerntechnologien wird bisher nicht ausreichend Aufmerksamkeit gewidmet. "Dies wiegt um so schwerer in einem Berufsbildungsbereich, der überwiegend von Frauen besetzt wird, deren Medienkompetenz bisher eher unterdurchschnittlich einzustufen ist", so die wissenschaftliche Leitung. Das Projekt will einen Beitrag zur transnationalen Vergleichbarkeit der Pflegeausbildung leisten und zu einem Abbau des Mangels an Konzepten und Instrumenten beitragen.

Projektziele sind:

  • Einleitung einer Integration der drei Pflegeausbildungen: Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege
  • Schaffung nationaler und internationaler Transparenz in Bezug auf Anforderungsprofile bzw. Anerkennung der erworbenen Fähigkeiten und Kompetenzen über ein Credit-Point-System
  • Förderung der horizontalen und vertikalen Durchlässigkeit in den Berufsausbildungen im Bereich der Pflegeberufe durch Vernetzung der Berufsausbildungen und der Hochschulausbildung
  • Förderung einer schnellen und kontinuierlichen Anpassung von Ausbildung und Weiterbildung an den gesellschaftlichen und beruflichen Wandel der Aufgabenfelder mit Integration von Innovationen und Neuentwicklungen
  • Abbau von Benachteiligungen in einem frauentypischen Berufsfeld durch Erleichterung des Wiedereinstiegs in den Beruf nach der Familienphase.



Folgende Verfahren sollen dazu einen Beitrag leisten:

  • Entwicklung, Erprobung, Evaluierung und Verbreitung eines Konzeptes zur Modularisierung der Berufsausbildung und der Hochschulausbildung im Bereich der Pflegeberufe
  • Integration von Methoden und Medien im Rahmen der Module, die das selbstständige Studium und Fernunterricht ermöglichen, Informations- und Kommunikationstechnologien einbeziehen, die unterschiedlichen Vorbildungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer berücksichtigen und auf lebensbegleitendes Lernen zielen
  • Entwicklung, Erprobung und Evaluation von Lehr-/Lernmaterialien auf der Basis von Informations- und Kommunikationstechnologie.



Das Projekt sieht die Erstellung von folgenden Produkten vor:

  • Übersicht über relevante Qualifikationen im transnationalen Berufsfeld
  • Konzept einer Modularisierung der Berufsausbildung und der Hochschulausbildung, der Art, dass zum einen eine vertikale und horizontale Durchlässigkeit zwischen den Ausbildungen im Pflege- und Gesundheitsbereich entsteht und zum anderen eine transnationale Mobilität und Anerkennung ermöglicht wird. Dies impliziert die Einführung eines Credit-Point-Systems
  • Erstellung von Assessmentinstrumenten zur Beurteilung von Qualifikationen
  • Erstellung von mehreren Einzelmodulen einschließlich der benötigten Lehr- und Lernmaterialien und Bearbeitung im Hinblick auf Lernmethoden, die die Selbständigkeit des Nutzers erhöhen, ihm hohe Flexibilität in der Gestaltung der Lernphasen ermöglichen und als interaktive Fernstudiummaterialien vorliegen
  • Evaluationsinstrumente für eine Implementierungsphase der beschriebenen Produkte.



Das Projekt realisiert sich in 4 Phasen.
In der 1. Phase des Projektes erfolgte die Analyse der transnationalen Qualifikationsanforderungen bezogen auf die Partnerländer Polen, Niederlande, Luxemburg, Belgien und Deutschland und die Entwicklung einer curricularen Gesamtkonzeption für die Ausbildungen im Berufsbereich Pflege. Diese Phase endet mit der transnationalen Konsenskonferenz. Inzwischen wurden die verschiedenen Ausbildungen analysiert und die zu erwerbenden Berufskompetenzen in der Pflegeausbildung erhoben und aus dem Vergleich der verschiedenen nationalen Konzeptionen ist ein Vorschlag für eine curriculare Gesamtkonzeption entstanden, die der Konsenskonferenz als Diskussionsgrundlage vorgelegt wurde.

Die transnationale Konsenskonferenz
Die transnationale Konsenskonferenz an der FH Bielefeld am 29./30. August 2001 bildete den Abschluss der ersten Projektphase. Die Konferenz hat ihre Ziele, zwischen den Projektbeteiligten, den Modulentwicklern, den Modulimplementierern, den Beratern und dem Projektbeirat eine Verständigung herbeizuführen, erreicht. Die Konsensprozesse bezogen sich auf folgende Anteile des Projekts:

  • die Leitziele, denen die Ausbildung verpflichtet ist,
  • die Qualifikationen oder Kompetenzen, die über die Ausbildung erworben werden sollen
  • die Lernfelder und Module.



Der Konsens dient zur Weiterentwicklung des Grobkonzeptes zur Modularisierung der Pflegeausbildung und zur Bearbeitung einzelner Module.

Der Schwerpunkt der 2. Phase liegt in der Entwicklung von sechs Modulen und der dazugehörenden Lern- und Lehrmaterialien sowie der Erstellung von Assessmentinstrumenten. Die Module werden gemeinsam mit folgenden Partnern entwickelt:

  • Hogeschool van Utrecht, Faculteit Gezondheitsorg, Utrecht
  • Evangelische Ausbildungstätten für Pflegeberufe in den von Bodelschwingschen Anstalten, Bethel
  • Zentrale Ausbildungsstätte für Pflegeberufe im Kreis Gütersloh GmbH, Gütersloh
  • Staatlich anerkannte Weiterbildungstätte für Intensivpflege und Anästhesie, OP-Dienst im Trägerverbund in den Städtischen Kliniken Bielefeld
  • Krankenpflegeschule des Robert-Bosch-Krankenhauses, Stuttgart.



In der 3. Phase werden sechs Module implementiert und erprobt, die nach einer Evaluierung in der 4. Phase auf einen größeren Nutzerkreis in den Niederlanden, Polen, Belgien, Luxemburg und Deutschland übertragen werden.

Die Projektkoordination ist an der FH Bielefeld angesiedelt und wird von der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Dipl.-Berufspädagogin Andrea Lamers geleitet.

Kontakt:
Fachhochschule Bielefeld
Fachbereich Pflege und Gesundheit
Am Stadtholz 24, 33609 Bielefeld

Professorin Dr. Barbara Knigge-Demal
fon 0521.106-7420, e-mail barbara.knigge-demal@fh-bieleleld.de

Professorin Dr. Annette Nauerth
fon 0521.106-7436, e-mail annette.nauerth@fh-bielefeld.de