Die Ausstellung „A KInd of Art“ ist ab dem 16. September im Weserrenaissance-Museum Schloss Brake in Lemgo zu sehen. Das DaVinci@HSBI-Team hat einen Roboter nach Original-Skizzen von Leonardo Da Vinci konstruiert.
Mit dem Nachbau des vermutlich ersten humanoiden Roboters beteiligt sich das DaVinci@HSBI-Team der Hochschule Bielefeld an der Sonderausstellung „A KInd of Art – Künstliche Intelligenz trifft (Weser-) Renaissance“ im Weserrenaissance-Museum Schloss Brake in Lemgo. Mechatronik-Studierende haben den Roboter nach Original-Skizzen von Leonardo Da Vinci konstruiert und gefertigt. Zu sehen ist die Ausstellung ab dem 16. September.Die Ausstellung „A KInd of Art“ zeigt den vermutlich ersten humanoiden Roboter.
Bielefeld (hsbi). Vorsichtig, ganz vorsichtig. Andreas Wollensak, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Kurator der Ausstellung DaVinci@HSBI der Hochschule Bielefeld (HSBI), zieht einen großen, abgedeckten Kasten aus dem Transporter im Hof von Schloss Brake in Lemgo. Ein Windstoß lässt die Decke auffliegen und gibt den Blick frei auf einen kleinen Ritter: Stoisch thront er in voller Rüstung unter einer Plexiglashaube. Eine Seitentür öffnet sich, und schon ist der Ritter im Schloss verschwunden.
Ende des 16. Jahrhunderts wurde das Lemgoer Schloss Brake zur Residenz der Grafen zur Lippe, heute beherbergt es unter anderem das Weserrenaissance-Museum des Landesverbands Lippe. Und das zeigt ab dem 16. September die Sonderausstellung „A KInd of Art – Künstliche Intelligenz trifft (Weser-) Renaissance“. „Wir wollen eine Brücke schlagen ins schillernde Zeitalter der Renaissance und zeigen, welche Verbindungen es zu den heutigen Entwicklungen rund um die Künstliche Intelligenz gibt“, sagt Museumsleiterin Silvia Herrmann. Neben kunsthistorischen Originalen haben sie und Kuratorin Dr. Susanne Hilker gemeinsam mit verschiedenen Kooperationspartnern aus der Region auch originelle und überraschende Exponate zusammengestellt wie etwa KI-generierte Skulpturen als Interpretationen zeitgenössischer Kunstwerke oder interaktive Klanginstallationen.
HSBI-Studierende machen da Vincis Verbindung von Kreativität und Ingenieurskunst erlebbar
Prof. Dr. Marc-Oliver Schierenberg vom Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik.
Mitten drin in der Ausstellung: der kleine Ritter. Er ist entstanden im Projekt DaVinci@HSBI, das sich seit mehr als 20 Jahren den Entwürfen und Erfindungen des bedeutendsten Universalgelehrten der Renaissance widmet: Leonardo da Vinci. „Leonardo war Künstler und Ingenieur, er entwarf Maschinen, die ihrer Zeit weit voraus waren. Genau auf diese Verbindung von Kreativität und Ingenieurskunst richten wir den Fokus“, sagt Projektleiter Prof. Dr. Marc-Oliver Schierenberg vom Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik der HSBI.
In Studien- und Abschlussarbeiten entwickeln und fertigen Studierende eigenständig Maschinen, die auf Original-Skizzen und Entwürfen von Leonardo basieren. „Uns geht es darum, dass die Studierenden den Weg der ingenieurtechnischen Arbeit kennenlernen und ausprobieren – von der einfachen Skizze über die Konzeptionierung und Konstruktion bis hin zur Fertigung“, erläutert Andreas Wollensak, stellvertretender Projektleiter und Kurator, die Idee hinter DaVinci@HSBI. Auf diese Weise ist im Laufe der Jahre eine Sammlung aus mehr als hundert Funktionsmodellen entstanden, Messgeräte und Maschinen ebenso wie Fluggeräte, Fahrzeuge oder Hub- und Fördertechniken. Als einzelne Exponate oder ganze Ausstellung, kuratiert von Wollensak, touren sie durch Deutschland und Europa und sind dauerhaft auch in der Bielefelder Wissenswerkstadt zu sehen. Das Besondere: Viele der Modelle lassen sich anfassen und ausprobieren. „Begreifen durch Begreifen ist unser Motto“, sagt Wollensak. „Die Besucherinnen und Besucher dürfen die Funktionen testen und in Gang setzen. So wollen wir die mechanischen Prinzipien begreifbar machen, die auch heute noch gelten.“
Leonardos Ritter ist ein erster humanoider Roboter
Auch Museumsleiterin Silvia Herrmann freut sich über den Roboter.
Inzwischen ist der Ritter im Ausstellungssaal des Schlosses angekommen und wird von Susanne Hilker in Empfang genommen. Die Kuratorin des Weserrenaissance-Museums dirigiert ihn an seinen Platz auf einem Sockel und strahlt: „Er passt perfekt hierher.“ Hilker hatte bei der Zusammenstellung der Ausstellung explizit den Ritter angefragt – nicht nur wegen seiner Rüstung. „Man kann ihn als den ersten humanoiden Roboter bezeichnen“, erklärt Andreas Wollensak und drückt auf einen kleinen weißen Knopf am Sockel. Bedächtig hebt der Ritter seinen Arm zu einem freundlichen Gruß. Wollensak: „Leonardo hat zahlreiche automatische Mechanismen gezeichnet, Apparate und Maschinen, die sich selbsttätig bewegen. Heute sind automatische Systeme fester Bestandteil unserer Gesellschaft, etwa in der industriellen Fertigung.“ Genau solche Anknüpfungspunkte will Hilker in der Ausstellung aufzeigen: „Viele der heute selbstverständlichen technischen Errungenschaften haben ihren Ursprung in der Renaissance.“
Für Andreas Wollensak heißt das umgekehrt auch, dass Leonardos Ideen mit heutigen Möglichkeiten umgesetzt werden können. Er deutet auf den Gruß-Arm des Ritters, durch eine Aussparung in der Rüstung ist die für die Bewegung verantwortliche Mechanik zu beobachten. „Dieses Seilzugsystem hat sich Leonardo ausgedacht“, erzählt Wollensak und neigt den auf eine Platte montierten Ritter ein wenig nach hinten: Unter der Platte verstecken sich Kabel, Stecker, eine kleine Steuerung. „In Gang gesetzt werden die Seilzüge in diesem Modell aber durch einen elektrischen Antrieb: Per Knopfdruck wird ein elektrisches Signal ausgelöst und dem Motor bedeutet, dass er sich drehen soll.“ Leonardo musste noch auf Metallfedern für den Antrieb zurückgreifen, aber im Nachbau haben schließlich Mechatronik-Studierende den Ritter zum Grüßen gebracht: Sie lernen in ihrem Studium, wie man Wissen aus Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik kombiniert und für komplexe technische Systeme einsetzt.
Leonardo da Vincis Modelle gibt es an der HSBI auch im Augmented-Reality-Format
Die Ausstellung ist die erste Kooperation der HSBI mit dem Weserrenaissance-Museum. Weitere sind bereits in Planung.
Auch in der Weiterentwicklung der Ausstellungen und der Vermittlung nutzt das HSBI-Team neueste Technologien: „Ein Großteil der Exponate ist mittlerweile digitalisiert, und wir entwickeln aktuell Augmented-Reality-Formate, um Leonardos Ideen erlebbar zu machen“, erzählt Marc-Oliver Schierenberg. Museumsleiterin Silvia Herrmann ist beeindruckt von der Zusammenarbeit mit der HSBI: „Es ist toll, einen solch innovativen Kooperationspartner zu haben.“ Schierenberg gibt das Kompliment zurück: „Es war die erste Kooperation mit dem Weserrenaissance-Museum, aber sicher nicht die letzte.“ Erste Ideen für Folgeprojekte gibt es bereits. (uh)
Weitere Informationen
Die Ausstellung „A KInd of Art – Künstliche Intelligenz trifft (Weser-) Renaissance“ ist vom 16. September bis zum 14. Dezember 2025 dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr im Weserrenaissance-Museum Schloss Brake, Schlossstraße 18, 3657 Lemgo, geöffnet.