27.03.2025

HSBI testet KI-gestützte PainChek® App für verbesserte Schmerzerfassung und Ergebnisse in der Demenzpflege

Innovatives Forschungsprojekt untersucht Wirksamkeit und Zuverlässigkeit einer australischen App zur Schmerzerfassung bei Patient:innen mit mittelschwerer bis schwerer Demenz in der stationären Langzeitpflege.

Bielefeld (hsbi). Unter der Leitung von Prof. Dr. Rena Amelung vom Fachbereich Gesundheit der Hochschule Bielefeld (HSBI) wird die bereits in Europa zugelassene PainChek® App zur Schmerzerfassung erstmals in Deutschland getestet. Im Rahmen des Forschungsprojektes kooperiert die HSBI mit fünf Pflegeheimen, um die Anwendung der App bei Patentinnen und Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Demenz zu evaluieren, die ihre Schmerzen nicht mehr adäquat verbal äußern können. Konkret erfolgt eine parallele Erfassung des aktuellen Schmerzzustandes mittels der deutschsprachigen PainChek®-App und der anerkannten Skala „Beurteilung von Schmerzen bei Demenz (BESD)“. Zudem wird die Schmerzmedikation der Patienten nach dem WHO-Stufenplan evaluiert.

Hintergrundinformationen zur PainChek®-App:

Smartphone-Ansicht der PainChek-App
So sieht die Oberfläche der App aus, hier in der englischsprachigen Version am Beispiel eines 80-jährigen Patienten. © PainChek

PainChek® ist das weltweit erste Medizinprodukt zur Schmerzerfassung mit regulatorischer Zulassung in Australien, Kanada, der Europäischen Union, Neuseeland, Singapur, Malaysia und dem Vereinigten Königreich. Die App nutzt KI-gestützte Technologie und benutzergeführte Funktionen, um Schmerzen in jeder Pflegeumgebung konsistent zu identifizieren und erstellt personalisierte Schmerzprofile, die zu besseren Pflegeergebnissen beitragen. Es handelt sich um ein Beobachtungsinstrument zur Schmerzerfassung, das aus 42 Teilbereichen besteht, die auf Gesicht, Stimme, Bewegung, Verhalten, Aktivität und Körper verteilt sind. Die Teilbereiche von PainChek® decken alle Schmerzdomänen ab, die von der Amerikanischen Gesellschaft für Geriatrie für eine genaue und zuverlässige Beobachtung der Schmerzerfassung bei Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung empfohlen werden.

Die Teilbereiche in der Domäne "Gesicht" basieren jedoch auf dem Kodiersystem für Gesichtsbewegungen, weil Verhaltensschmerzskalen, die objektive Gesichtsmessungen verwenden, bessere psychometrische Eigenschaften haben als solche, die nur ungenaue Beschreibungen von Gesichtsausdrücken verwenden.

Die PainChek-App wurde an der Curtin Universität in Australien entwickelt und wird routinemäßig zur Schmerzerfassung bei ca 45.000 Demenzpatienten in australischen Pflegeheimen verwendet. Nach einer erfolgreichen Validierungsstudie in Großbritannien im Jahr 2021 findet die App dort inzwischen eine Anwendung bei mindestens 15.000 Demenzpatienten und wird von der gesetzlichen Krankenkasse „National Health Service (NHS)“ erstattet.

Porträt Prof. Dr. Rena Amelung
Prof Dr. Rena Amelung vom Fachbereich Gesundheit der HSBI leitet das Forschungsprojekt, in dem die KI-gestützte App für verbesserte Schmerzerfassung in der Demenzpflege getestet wird.

Der Fachbereich Gesundheit der HSBI übernimmt die Organisation und Durchführung des Projektes, zu dem die Analyse von Daten und die Veröffentlichung zählen. Zur Einholung des ethischen Clearings ist ein Ethikantrag bei der Ethikkommission der Ärztekammer Westfalen-Lippe gestellt worden.

Das Projekt wird von der Firma PainChek finanziert und läuft vom 1. Februar 2025 bis 31. Dezember 2025. (vku)