Kooperation zwischen HSBI und ArbeiterKind.de geschlossen: Studierende aus Nicht-Akademiker-Familien im Fokus
Seit dem Sommersemester 2025 arbeiten die ehrenamtliche Organisation ArbeiterKind.de und die Hochschule Bielefeld zusammen, um Bildungsungleichheit in OWL zu verringern. Ziel ist es, Schüler:innen aus nichtakademischen Familien zu ermutigen, ein Studium aufzunehmen, und Studierenden, die als erste in ihrer Familie studieren, während der Zeit an der Hochschule und auf dem Weg in den Beruf zur Seite zu stehen.Durch die Kooperation der HSBI und ArbeiterKind.de werden Erstakademiker:innen während ihrer Zeit an der Hochschule unterstützt.
Bielefeld (hsbi). In Deutschland hängt die Studienwahrscheinlichkeit stark von der sozialen Herkunft ab: Während 78 von 100 Kindern aus Akademikerfamilien ein Hochschulstudium beginnen, sind es aus nichtakademischen Familien nur 25. Dies belegen Zahlen des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW). Genau hier setzt die neue Kooperation der Hochschule Bielefeld (HSBI) und der Organisation ArbeiterKind.de an. Prof. Dr. Ingeborg Schramm-Wölk, Präsidentin der HSBI: „Chancengleichheit ist ein zentrales Anliegen unserer Hochschule. Die Zusammenarbeit mit ArbeiterKind.de gibt uns die Möglichkeit, Studierende, die in ihrer Familie die ersten sind, die ein Studium aufnehmen, gezielt zu unterstützen, ihnen Mut zu machen und ihnen den Zugang zu den zahlreichen bestehenden Unterstützungsangeboten zu erleichtern.“ Im Zuge der Kooperation hat die Erziehungswissenschaftlerin Sabine Hoffmann aus dem NRW-Team von ArbeiterKind.de ein Büro im Hauptgebäude der HSBI bezogen. Hier steht sie für Anfragen zur Verfügung, und von hier aus betreut sie die vier ehrenamtlichen ArbeiterKind.de-Gruppen der Region in Bielefeld, Paderborn, Münster und Soest.
Erstakademiker:innen sind nicht allein auf ihrem Weg
Prof. Dr. Ingeborg Schramm-Wölk, Präsidentin der HSBI
ArbeiterKind.de entstand 2008 aus einer Idee der Gründerin Katja Urbatsch, in ihrer Familie selbst Studentin „der ersten Generation“ aus Ostwestfalen-Lippe. Heute ist ArbeiterKind.de die größte deutsche gemeinnützige Organisation für Studierende aus nichtakademischen Familien. In rund 80 lokalen Gruppen engagieren sich bundesweit tausende Ehrenamtliche im Rahmen von Infoveranstaltungen an Schulen, offenen Treffen, einem Mentoringprogramm, Sprechstunden, einem Infotelefon und einer eigenen Online-Community. Die Botschaft: Wer als Erste:r in der Familie studiert, kann es schaffen – und muss den Weg nicht allein gehen.
Darüber hinaus überschneidet sich das Thema Erstakademiker:in-Sein häufig mit dem Thema Migration: Oft sind es ähnliche Erfahrungen von Leistungsdruck, hohen Erwartungen und der Angst, für ein Studium „nicht gut genug“ zu sein, die auch für Studierende mit Migrationshintergrund Hemmnisse darstellen. Auch diese strukturelle Ungleichheit nimmt ArbeiterKind.de in den Blick.
Ziele und Maßnahmen der Kooperation
Sabine Hoffmann aus dem NRW-Team von ArbeiterKind.de und Gründerin Katja Urbatsch.
Ab dem Wintersemester 2025/26 wird die ArbeiterKind.de-Gruppe Bielefeld regelmäßig Peer-to-Peer-Sprechstunden an der HSBI anbieten. Außerdem beteiligt sich ArbeiterKind.de mit Infoständen bei der Erstsemesterbegrüßung am 22. September 2025 und beim Stipendien-Infotag am 19. November 2025. Geplant sind darüber hinaus gezielte Veranstaltungen für die Zielgruppe der Erstakademiker:innen, die Themen wie Studienfinanzierung, Orientierungshilfe und ihre besondere Situation behandeln. Mit diesem ergänzenden Angebot wird jungen Erstakademiker:innen mitunter der Weg in das bereits vorhandene Beratungs- und Unterstützungsangebot der Hochschule geebnet.
Die Unterstützungsangebote von ArbeiterKind.de und der Zentralen Studienberatung (ZSB) sowie weiteren Servicestellen der HSBI soll passgenau aufeinander abgestimmt werden, um das Bewusstsein für das Thema „Erstakademiker:in sein“ zu stärken. ArbeiterKind.de-Gründerin Katja Urbatsch: „Die soziale Herkunft darf nicht darüber entscheiden, ob jemand studiert. Durch die Kooperation mit der Hochschule Bielefeld erreichen wir noch mehr junge Menschen, die als Erste in ihrer Familie studieren und haben die Möglichkeit, sie gezielt auf ihrem Weg zu begleiten.“ (abo)