15.05.2024

„Wie sicher ist mein Handy?“: Die Kinderuni am Campus Minden der HSBI zieht mit wichtigen Themen Nachwuchs-Studierende an

ein Mädchen schaut auf sein Handy
Die Kinder lernten bei der Kinderuni, wie sie ihre Handys schon mit einfachen, aber effektiven Maßnahmen sichern können. © iStock-1329308678 Elena Safonova Slider

Einmal im Monat ist Kinderuni am Campus Minden der Hochschule Bielefeld. Das Kooperationsprojekt von Hochschule Bielefeld und dem Bildungsprojekt „MT clever“ des Mindener Tageblatts hat sich zur beliebten Veranstaltungsreihe entwickelt: Im Schnitt besuchen rund hundert Kinder die Vorlesungen am Campus Minden. Besonders groß war jetzt das Interesse, als es um ein gerade für Kinder wichtiges Thema ging: „Wie sicher ist mein Handy?“

Minden (hsbi). Kaum hat Prof. Dr. Christoph Thiel seine Zuhörerschaft im Audimax begrüßt und das Thema vorgestellt, recken sich die ersten Arme in die Luft. „Ist es schwer, Computer zu hacken?“ „Wie geht das?“ „Gibt es auch gute Hacker oder nur böse?“ Fragen über Fragen. Thiel holt einmal tief Luft. „Ja, es gibt auch gute Hacker. Und wer das werden möchte, der muss in der Schule gut in Mathe mitmachen.“ Dazu hat Thiels Publikum noch reichlich Gelegenheit. Statt der üblichen Ü-20-Studierenden drängeln sich quirlige Acht- bis Zwölfjährige in den Reihen des Hörsaals: Es ist Kinderuni-Zeit am Campus Minden der Hochschule Bielefeld (HSBI).

Gestartet 2019, unterbrochen durch die Pandemie, hat die Kinderuni Campus Minden inzwischen einen festen Platz im Terminkalender der HSBI: Einmal im Monat gibt es während der Vorlesungszeit in Kooperation mit „MT clever“, dem Bildungsprojekt des Mindener Tageblatts, eine spezielle Vorlesung für Kinder, in der die Mindener Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler spannende Einblicke in ihr Fachgebiet geben. „Von Architektur über Informatik und Maschinenbau bis zu Wirtschaftsingenieurwesen, alle machen mit“, erzählt Initiator und Koordinator Prof. Dr. Michael Mohe, zuständig für das Lehrgebiet Betriebswirtschaftslehre am Campus Minden. Mohe strahlt, wenn er über die gute Resonanz berichtet: „Im Schnitt kommen etwa hundert Kinder zu uns.“ Für ihn ist die Kinderuni deshalb auch ein erfolgreiches Transfer-Projekt. „Das hat den Campus Minden in der Stadt schon bekannter gemacht.“

Kinder machen anders mit, wenn die Eltern nicht dabei sind

ein Mädchen macht sich Notizen währen der Vorlesung
Wie in einer "echten Vorlesung" haben die Schülerinnen und Schüler sich auch Notizen gemacht.

Christoph Thiels Vorlesung hat besonders viel Interesse geweckt, mit 133 Anmeldungen ist es die bisher besucherstärkste Veranstaltung. Aber um eine Einführung in das Hacken geht es Thiel gar nicht, im Gegenteil. „Ich will den Kindern zeigen, wie sie ihre Handys vor Hackern schützen können“, sagt der Professor, am Campus Minden zuständig für das Lehrgebiet Zuverlässige und sichere Software-Systeme. „Das wichtige Thema hat vermutlich auch viele Eltern interessiert“, wirft Mohe ein und grüßt einige Eltern, die ihre Kinder gerade zur Vorlesung bringen. Katharina Ring nickt bestätigend, aber ihr Sohn Joshua stellt klar: „Die Vorlesung habe ich mir selber ausgesucht.“ Dabei hat der Neunjährige noch gar kein Handy, verrät seine Mutter: „Aber großes Interesse an technischen Themen.“ Sie freut sich über das Angebot der HSBI: „Es ist eine tolle Möglichkeit, die Kinder in ihrem Wissensdurst zu fördern.“ Derweil lässt Joshua seinen Kinderuni-Ausweis abstempeln und zieht mit anderen Kindern ab ins Audimax. Die Eltern müssen draußen bleiben. Zum einen aus Platzgründen, sagt Michael Mohe und nennt einen weiteren, vielleicht triftigeren Grund: „Wir wollen den Kindern auch eigene Erfahrungen ermöglichen. Sie machen anders mit und stellen andere Fragen, wenn die Eltern nicht dabei sind.“

Im Hörsaal macht Thiel zusammen mit den Kindern erst einmal eine Bestandsaufnahme. „Was ist überhaupt ein Handy, was kann man damit machen?“ Wieder gehen die Hände hoch, jeder weiß etwas dazu zu sagen. Thiel nimmt die Kinder mit, lässt sie von ihren Erfahrungen und ihren Kenntnissen erzählen. „Welche Spiele spielt ihr denn auf dem Handy?“ Ein Junge fängt an: „Eigentlich darf ich das nicht, aber am liebsten spiele ich…“ Thiel unterbricht mit einem Lächeln: „Oh, dann solltest Du das besser nicht laut erzählen.“ Gut, dass die Eltern draußen warten müssen. Minecraft, Fortnite, TikTok, die Kinder sind Profis. Ob sie sich ein Leben ohne Handy vorstellen können, will Thiel wissen. „Na klar!“, rufen hier und da lässig ein paar Verwegene. Die meisten gucken sich ungläubig an, schütteln mit gespieltem Entsetzen den Kopf und stimmen ein in ein kollektives: „Nein! Buh!“

Anschauliche Beispiele und Geschichten, die an die Erfahrungen der Kinder anknüpfen

Dann sollte man auch die Kehrseite kennen, findet Christoph Thiel. „Ich habe aber lange überlegt, ob oder wie ich die Gefahren eines unsicheren Handys verdeutlichen kann, ohne die Kinder zu sehr zu verängstigen“, erzählt er. Der Professor hat deutlich mehr Zeit in die Vorbereitung der Kinderuni-Vorlesung gesteckt als in eine übliche vor Studierende. „Man muss sich immer wieder klarmachen, dass es sich um Acht- bis Zwölfjährige handelt. Da muss man den Stoff anders vermitteln.“ Dem kann Michael Mohe nur zustimmen: „Es braucht anschauliche Beispiele, viele Geschichten, die an die Erfahrungen der Kinder anknüpfen. Das ist aufwendiger.“ Mache aber auch viel Spaß und bringe Abwechslung in den Professorenalltag, bekennt Mohe mit einem Lachen. „Und manches kann man dann auch für die ‚normalen‘ Vorlesungen verwenden.“

Christoph Thiel hat im Audimax sein Laptop aufgeklappt. Er startet ein Programm und liest ein paar WLAN-Namen vor. Manche Kinder gucken verdutzt. „Eure Handys verraten mir gerade, in welchen WLAN-Netzen ihr euch bewegt habt, ob zu Hause oder irgendwo in der Stadt“, erklärt er und erläutert, wie zum Beispiel Kriminelle daraus Bewegungsmuster erstellen können. Und wie sie außerdem die Handys knacken und damit machen können, was sie wollen: Bilder verbreiten, Chat-Nachrichten mitlesen, die Kamera fernsteuern oder Spielstände verschwinden lassen. Das Unbehagen wächst: „Kannst Du bitte aufhören“, jammert ein Junge. Thiel kann etwas Besseres, nämlich erklären, wie die Kinder ihre Handys schon mit einfachen, aber effektiven Maßnahmen sichern können: „Als erstes: einen Sperrbildschirm einrichten und das WLAN ausschalten, wenn ihr nicht zu Hause seid.“

Nach einer knappen Stunde kommt Joshua wieder aus dem Hörsaal-Gebäude. „Ich weiß jetzt, wie man sein Handy schützt“, erzählt er und fragt etwas streng: „Mama, hast Du dein WLAN noch an?“ Die nächste Kinderuni-Vorlesung hat er sich schon ausgesucht. (uh)

Mehr über die Kinderuni Campus Minden

Die Kinderuni Campus Minden ist ein Kooperationsprojekt des Campus Minden der HSBI und „MT clever“, dem Bildungsprojekt des Mindener Tageblatts. Im Sommersemester 2024 findet die Kinderuni Campus Minden noch zweimal statt:

16.05.2024 Gasspeicher – Was ist das und wie funktioniert das? Prof. Dr. Andreas Kahlfeld

13.06.2024 Kryptographie: Wie funktioniert eigentlich Verschlüsselung? Prof. Dr. Philip Wette

Einlass ist ab 16.30 Uhr, los geht’s um 17 Uhr. Für fünf besuchte Veranstaltungen erhält ein Kind das „Kinderdiplom – Wissenschaftler*in“ und ein kleines Geschenk.

Tickets gibt es für 3,50 Euro pro Vorlesung im express – Ticketservice & Mehr (Obermarktstr. 26, 32423 Minden) oder online unter www.express-minden.de. Der Erlös wird am Ende der Veranstaltungsreihe an ein Kinder- oder Jugendprojekt in der Region gespendet.

Nach der Sommerpause startet die Kinderuni Campus Minden voraussichtlich im Oktober 2024 in die nächste Runde.