10.09.2025

Start-up-Hilfe vom CFE: Wie sich der HSBI-Studierende Emirhan Sahin den Traum vom eigenen Tonstudio erfüllt

Detailansicht des RNMS Studios mit zwei Monitoren und einem Laptopbildschirm Auf einem der Bildschirme sieht man in einem Programm die Regler eines Mischpults auf dem Laptopbildschirm sieht man die Oberfläche eines Musikstreamingdienstes daneben eine Kerz
Parallel zu seinem BWL-Studium an der HSBI brachte sich der 22-Jährige das Produzieren selbst bei und verfügt heute über ein eigenes Studio. © Arthur Blank
bild von emirhan sahinin seinem Studio rnms er hat ein freundliches gesicht und trägt eine brille mit schmalem rand er trägt eine braune lederjacke und sitzt auf einem sofa im Studio mit seiner rechten hand macht er das telefonhörerzeichen
Emirhan Sahin hat mithilfe des CFE seinen Traum vom Musikmachen umgesetzt. © Arthur Blank
Gruppenbild des rnms Studioteams zu sehen sind insgesamt fünf junge männer in der mitte steht emirhan sahin der ein weißes tshirt und darüber eine braune lederweste trägt die anderen Männer sind zum teil Künstler die im Studio aufgenommen haben
Sind nicht nur durch die Leidenschaft fürs Musikmachen verbunden, sondern auch ein Freundeskreis: das Team vom RNMS-Studio. © Arthur Blank
Emirhan Sahin arbeitet an seiner Karriere als Künstler und Musikproduzent. Dabei unterstützt ihn das Center for Entrepreneurship (CFE) der HSBI. Das RNMS Studio des 22-Jährigen ist seit dem Frühjahr am Start. Nächstes Jahr erscheint unter dem Künstlernamen BaranBeatzz Sahins erstes Album. Außerdem hat er noch eine Ausbildung in einer SEO-Agentur begonnen, um seine Marketing-Skills weiter zu verbessern. Und nebenbei unterstützt er Flüchtlingskids aus der Bielefelder Hip-Hop-Szene dabei, ihre musikalischen Ideen zu verwirklichen.

Bielefeld (hsbi). Alles fing an mit Avicii. Emirhan Baran Sahin war zehn, als er das erste Mal einen Song des schwedischen DJs und Produzenten hörte. „Ich war direkt hooked“, sagt er. „Jeder Song von ihm wurde mein Lieblingssong, noch bevor ich überhaupt wusste, dass er von Avicii war. Dann fand ich es heraus, und meine Obsession begann. Ich hatte immer meine Kopfhörer drin, auf dem Weg zur Schule, in jeder kleinen Pause. Ich habe jede Melodie analysiert und alles auswendig gelernt.“ Der Song „Liar Liar“ vom ersten Avicii-Album „True“ gab schließlich den Ausschlag. „Ich sagte mir, ich will genau solche Musik machen.“ Zwölf Jahre später sitzt Emir, wie ihn alle nennen, in seinem eigenen Musikstudio. Sein erstes Album, unter dem Künstlernamen BaranBeatzz, erscheint nächstes Jahr. Er verdient auf einmal Geld als Produzent. Das hat viel mit Bielefeld und seiner lebendigen HipHop-Szene zu tun. Aber auch mit dem Center for Entrepreneurship (CFE) der Hochschule Bielefeld (HSBI). Und mit seiner Mutter.

Unterstützung von Anfang an: Erst hilft die Mutter, dann das CFE

Emir kam in Lörrach zur Welt, aber schon zwei Jahre darauf zogen seine Eltern mit ihm nach Bielefeld. Als er acht war, trennten sie sich, und er lebte fortan bei seiner Mutter. „Wir hatten nie viel Geld, aber sie hat mich immer unterstützt und mir das Equipment finanziert, das ich irgendwann brauchte, um Musik machen zu können“, sagt er. „Sie hat mich einfach mein Ding machen lassen.“

Nach dem Abitur will Emir etwas mit Wirtschaft und Praxisbezug machen, um sich Grundlagen fürs Musikbusiness anzueignen. So kommt er an die HSBI. In einer BWL-Erstsemestervorlesung zum Wirtschaftsprivatrecht erzählt der Dozent von den Angeboten des CFE. „Das habe ich mir sofort in mein Notizbuch geschrieben“, erinnert sich Emir. „Noch während der Vorlesung habe ich recherchiert und direkt einen Termin mit Stefanie Pannier vom CFE vereinbart. Von da an habe ich eigentlich nur noch an meiner Selbstständigkeit gearbeitet.“

Gruppenbild des rnms Studioteams zu sehen sind insgesamt fünf junge männer in der mitte steht emirhan sahin der ein weißes tshirt und darüber eine braune lederweste trägt die anderen Männer sind zum teil Künstler die im Studio aufgenommen haben
Zusammen mit seinem Team produziert Sahin im RNMS-Studio (rnms steht für „Rythmus nimm meine Seele“) eigene Tracks und Stücke für befreundete Künstler:innen.

Das Lernen fällt Emir leicht. Vor allem, wenn er den Stoff unmittelbar anwenden kann. Er zählt auf: Persönlichkeitsentwicklung, Steuern, Leadership, Buchhaltung, Rechtliches bei der Unternehmensgründung, Vertrieb, Marketing, Controlling, digitale Infrastruktur. „Das habe ich mir alles im Start-up-Zentrum der HSBI angeeignet“, sagt er. „Ich bin den Leuten vom CFE so dankbar dafür. Und sie haben mir viele Türen geöffnet.“

Mit Hilfe von YouTube-Tutorials bringt er sich den Rest bei: Beat-Programmierung, Aufnahmetechnik, wie man Kompositionssoftware richtig nutzt. Das Songwriting liegt Emir im Blut. „Als Kind habe ich zwar kein Musikinstrument gespielt, aber mir sind immer mal wieder Melodien in den Kopf gekommen“, sagt er. „Und nachdem ich meinen ersten Beat gebaut hatte, war mir klar, dass ich Talent und ein Gehör dafür habe. Ich habe sofort gewusst, dass ich das kann.“

„Rhythmus nimm meine Seele“ – auch ein Statement gegen die Musikindustrie

Im Brackweder Jugendzentrum Stricker hilft Sahin ehrenamtlich: Jugendliche sollen die Möglichkeit haben, ihr musikalisches Talent zu entddecken – so wie er selbst. 

2023 stürzt sich Emir in die künstlerische Produktion. Ein Jahr lang entsteht ein Song nach dem anderen. Sie handeln von Kapitalismus und von Liebe und vom Musikmachen selbst. Unter seinem Künstlernamen BaranBeatzz gehen immer wieder Stücke online – säuberlich durchgetaktet mit dem Ziel, 2026 das Debütalbum zu veröffentlichen und mit ihm auf Tour zu gehen. Die Marketingstrategie sitzt. „Mir war es wichtig, alles im Voraus fertig aufzunehmen und zu mastern, damit ich mich danach anderthalb Jahre lang nur auf das Geschäftliche fokussieren konnte“, erklärt Emir. „Als Artist bin ich so für alles, was ich meinen Kunden anbiete, quasi das Testsubjekt.“

Im Frühjahr 2025 gehen Emirs RNMS Studios an den Start. Das Akronym steht für „Rhythmus nimm meine Seele“ – das ist nicht nur ein Appell an die Leidenschaft fürs Musikmachen, sondern auch ein Statement gegen die Musikindustrie. Ein funktionierendes Business aufzuziehen und trotzdem zu 100 Prozent authentisch zu sein, ist für Emir essenziell. „Wir bei RNMS sind nicht nur ein multiprofessionelles Team, sondern auch eine Freundesgruppe, eine Community – ich vertraue diesen Jungs“, sagt der Gründer. „Es gilt: radikale Transparenz, radikale Aufgeschlossenheit. Unser Geschäftsmodell ist halt im Branchenvergleich sehr besonders, unsere Kunden sind anders, alles ist viel emotionaler.“

„Ich werde von vielen in der Szene als eine Art Mentor gesehen“

Wer zu RNMS Studios kommt, kann vom Songwriting über das live Einspielen-Lassen von Musik und den fertig gemasterten Mix samt Video bis hin zur Vermarktungsstrategie via Spotify eine vollständige Palette an Dienstleistungen nutzen. Viele Deutschrapper finden ihren Weg zu Emir. „Bielefeld hat eine interessante und sehr vielfältige Hip-Hop-Szene, was die meisten gar nicht denken würden“, sagt er. Aber auch Pop und Dance produziert er mit Vorliebe.

Besonderes Engagement zeigt Emir für die Nachwuchsförderung. So bietet er etwa im Bielefelder Jugendzentrum Stricker den Kids dort an, ihre eigenen musikalischen Ideen zu verwirklichen. Nimmt sie an die Hand, schärft ihnen ein, dass sie „auf der Straße keine Scheiße bauen sollen“. „Die Mehrzahl von denen sind geflüchtet, manche erst 12, 13 Jahre alt“, erzählt er. „Einer der Jungs hat mir mal gesagt: Du weißt gar nicht, wie viel Einfluss du auf uns hast.“ Positiven Einfluss auszuüben, ist für Emir eine starke Motivation in seiner Arbeit. „Ich werde von vielen in der Szene als eine Art Mentor gesehen, und diese Figur möchte ich auch weiterhin sein.“

Von Montag bis Freitag in die Agentur, am Samstag Kunden produzieren, am Sonntag chillen

Woran erkennt er, dass ein angehender junger Artist es zu etwas bringen könnte in der Musikbranche? „Arbeitsmoral“, sagt Emir. „Talent haben viele, und ich habe so einige Charaktere kennengelernt: Möchtegern-Gangster, richtige Gangster und Leute, die sich von Anfang an gefühlt haben wie Michael Jackson. Aber man muss es eben umsetzen können.“

„Meine Mutter hat mein Equipment finanziert und mich einfach mein Ding machen lassen.“

Emir Sahin alias BaranBeatzz

Auch was den nötigen Fleiß angeht, will Emir ein Blueprint sein. „Sich diese ganzen Sachen in kurzer Zeit mehr oder weniger selbst beizubringen, Ergebnisse zu produzieren, und das Knowhow dann gleich wieder an meine Kunden weiterzugeben – das war wirklich ein Kampf“, sagt er. Ein weiterer großer Baustein ist gerade hinzugekommen. „Ich habe jetzt eine Ausbildung angefangen im Bereich Marketingkommunikation bei einer SEO-Agentur. Das Search-Engine-Optimization-Knowhow hilft mir, meine eigenen Websites zu pushen und weiter nach oben zu bringen bei den Suchergebnissen.“ Allein damit hat Emir eine 40-Stunden-Woche. „Samstags produziere ich mittlerweile nur noch Kunden. Sonntagfrüh arbeite ich dann an der Infrastruktur und den Rest des Tages chille ich, damit ich auch ein Leben habe.“

Die Klickzahlen steigen, das Studio arbeitet bereits kostendeckend

Was sieht er als seine größte Gabe? „Wahrscheinlich, dass ich so ein Allrounder bin und Dinge manifestieren kann. In meinem Kopf gibt es wirklich nichts, was ich nicht könnte.“ Dazu gehört auch seine veränderte Rolle in der Familie. „Ich trage da mittlerweile sehr viel Verantwortung“, sagt Emir. „Ich unterstütze meine Mutter, wo ich kann, und habe ein Auge auf meine Schwester, die sechs Jahre jünger ist als ich.“

Porträtbild von emirhan sahin der in einer braunen lederjacke vor einer besprühten wand sitzt und mit angeschrägtem kopf in die kamera schaut er hat schwarze haare die er zum mittelscheitel trägt und trägt eine schmale brille er hat freundliche augen
Allrounder: Emir Sahin alias BaranBeatzz.

Erfolg stellt inzwischen ebenfalls ein. Die Klickzahlen auf Spotify und YouTube steigen. „Das Studio arbeitet bereits kostendeckend, und das schließt meine Marketingkosten mit ein“, sagt Emir. Am Center for Entrepreneurship verfolgt man das mit großer Freude. „Emir ist es gut gelungen, sich über das CFE zum Unternehmer zu entwickeln, ohne seine künstlerische Seele dafür zurückstellen zu müssen“, sagt CFE-Coach Martin Kalis. Und der HSBI bleibt Emir Sahin weiterhin eng verbunden. „Die Hochschule und ich, wir sind Best Friends.“ (poe)

Weitere Informationen

RNMS auf YouTube
BaranBeatzz auf YouTube
BaranBeatzz auf Spotify
RNMS Studios Website
Center for Entrepreneurship

BaranBeatzz live: 50 Jahre Jugendzentrum Stricker; Samstag, 13. September 2025, 15:00 Uhr, JZ Stricker