Langlebige Produkte haben eine lange Nutzungs- und ggf. Verweilzeit . In der Nutzungszeit kann zwischen Art und Umfang des Impacts sowie der Interaktion mit der Umwelt unterschieden werden.
Beispiele für langlebige Produkte sind ein Wasserkocher, eine Zange und ein Photovoltaikmodul. Der Unterschied ist, dass sie in ihrer Nutzung einen unterschiedlichen Impact haben. Der Wasserkocher benötigt Energie, die Zange ist während der Nutzung neutral, das PV-Modul erzeugt sogar Energie.
Die Intention des Prinzips „products that last“ sind das Verhindern von Wertverlust im gesamten Lebenszyklus und die Verlängerung der Nutzungszeit sowie die Intensivierung der Nutzung [1]. Die in der Folge formulierten „Product Design Strategies“ sind sehr global formuliert, sodass es für die Produktentwicklung keine wirklichen Handlungsleitlinien gibt. Was bedeutet zum Beispiel „Upgradability“ für einen Produktentwicklungsprozess? Die durch einen partizipativen Prozess entwickelten Normen ISO 59004, 59010 und 59020 geben einen Rahmen für die Ausgestaltung und Bewertung von Maßnahmen. Weitere quantitative Studien analysieren und bewerten die Potenziale der Möglichkeiten. Durch diese Weiterentwicklungen werden bisherige Konzepte konkretisiert und quantifizierbar. Was das für die Produktkategorien bedeuten kann, wird im Folgenden erläutert.
Langlebige Produkte mit geringem negativem Impact in der Nutzungsphase
Eigene Darstellung möglicher Kreisläufe für langlebige Produkte mit geringem negativen Impact.
Produkte, die keinen oder wenig Impact in der Nutzungszeit haben und nicht in Interaktion mit der Umwelt treten, wie z. B. Stahlprodukte im Bau und Automobilbereich wurden in der Studie von Shawkat et al. [2] auf ihr Klimaschutzpotenzial bei der Umsetzung von zirkulären Prinzipien untersucht. Das Ergebnis der Untersuchung zeigt, dass die Aspekte der Materialieneinsatzoptimierung (Stichwort: Lean Construction; Reduce) und das bessere Recycling ein hohes Potenzial haben, einen Klimaschutz- und Rohstoffeffizienzbeitrag zu leisten. Bei dem Massenwerkstoff Zement wurden die Materialeffizienz (Reduce) und der Einsatz von alternativen Materialien (Replace) als zielführend identifiziert. Für die Lebensdauerverlängerung wurde jedoch nur ein kleiner Beitrag deklariert. Entsprechend sind bei einem geringen Impact in der Nutzungszeit zusätzlich nur die Prinzipien Reuse und Repair relevant. Diese schließen den Kreislauf deutlich enger als Refurbish und Remanufacture. Der Sachverhalt bestätigt, dass eine pauschale Anwendung von Prinzipien nicht zielführend ist und Bewertungsprinzipien helfen können, Potenziale zu identifizieren und Maßnahmen abzuleiten.
Langlebige Produkte mit hohem negativen Impact in der Nutzungsphase
Eigene Darstellung möglicher Kreisläufe für langlebige Produkte mit hohem negativen Impact.
Für Produkte, die einen relevanten Impact in der Nutzungszeit haben und lange benutzt werden, sollte der Impact in der Nutzungszeit bewertet werden. Im Rahmen der EU-Ökodesign-Richtlinie aus dem Jahr 2009 [3] wurden Anforderungen an energieverbrauchende, langlebige Produkte, wie z. B. Staubsauger, Leuchtmittel und Waschmaschinen definiert. Dies beinhaltet die Minimierung des individuellen maximalen Energieverbrauchs (Reduce).
Ebenso wurden für einige Produkte Regeln für die Reparaturfähigkeit aufgestellt. Durch die Reparatur während der Nutzung kann die Nutzungsdauer zusätzlich verlängert werden. Dies ist besonders relevant, wenn das langlebige Produkt Komponenten mit einer geringeren Lebensdauer als die des Produkts enthält. Bei Produkten, die einen Bedarf an kontinuierlicher Pflege (Reparatur/Instandhaltung) haben, ist auch dieses zu bewerten. Diese Tätigkeiten werden durchgeführt, um den Wert der Produkte zu erhalten. Neben dem Bedarf an Pflege und dem damit einhergehenden Ressourcenbedarf treten bei bestimmten Produkten auch Emissionen auf, wie z. B. Kleidung, die beim Waschen Mikroplastik emittiert.
Langlebige Produkte mit einem hohen negativen Impact in der Nutzungsphase sind außerdem in der Regel deutlich komplexer in ihrem Aufbau. Im Vergleich zu Produkten mit geringem negativen Impact in der Nutzungsphase ist der Ressourcenverbrauch während der Nutzung relevanter und kann besonders durch eine Aktualisierung der Komponenten (Innovation) positiv beeinflusst werden. Entsprechend sollte die Nutzungszeit nicht nur verlängert, sondern die entscheidenden Innovationszyklen während ihrer Nutzungszeit einbezogen werden. Dies kann unter dem Aspekt der Upgradefähigkeit formuliert werden und Bestandteil der Prinzipien Repair, Refurbish und Remanufacture sein. Alle diese Tätigkeiten, die eine Manipulation an dem Produkt vornehmen, dienen dazu, dass ein Produkt während der Nutzungszeit wenig Ressourcen verbraucht (Stand der Technik) und lange intensiv genutzt wird. Zusammenfassen lässt sich dies durch das Prinzip Renew.
Im Umkehrschluss sind auch bei langlebigen Produkten mit einem hohen negativen Impact in der Nutzungsphase die Prinzipien aus Entwicklung und Herstellung relevant. Durch Reduce im Sinne der Herstellung eines effizienten Produkts kann, wie bereits beschrieben, der Impact in der Nutzungsphase ebenfalls reduziert werden. Ansätze des Prinzips Rethink können die Möglichkeiten im Bereich von Renew verbessern. Der Ansatz, ein Produkt mit dem entsprechenden Geschäftsmodell über lange Zeit effzient zu betreiben, bedarf jeodoch vieler Analysen. Hierzu gehört auch, wie eine recyclinggerechte Konstruktion mit der Langlebigkeit und dem Erhalt auf dem Stand der Technik vereinbart werden können.
Langlebige Produkte mit positivem Impact in der Nutzungsphase
Eigene Darstellung möglicher Kreisläufe für langlebige Produkte mit positivem Impact.
Bei langlebigen Produkten mit positivem Impact in der Nutzungsphase ist auch die Verlängerung der Nutzung unter Berücksichtigung des Erhalts des Stands der Technik (Werterhalt) als wichtig einzuordnen. Die Prinzipien in der Nutzungsphase (Reuse, Repair, Refurbish, Remanufacture bzw. Renew) verlängern und optimieren die Zeit des positiven Impacts. Auch die bereits erläuterten Prinzipien Rethink, Reduce und Replace sind entsprechend als relevant einzuordnen.
Quellen
[1] Bakker, C.; van Hinte, E.; den Hollander, M. Products that last; BIS Publishers BV, 2019.
[2] Shawkat, A.; Metz, J.; Lotte Straathof; Georgarakis, E.; Simon, I.; Okatz, J.; Herrmann, S. Resilienter Klimaschutz durch eine zirkuläre Wirtschaft: Perspektiven und Potenziale für energieintensive Grundstoffindustrien; Agora Industie, Systemiq, 2023. https://www.agora-industrie.de/themen/kreislaufwirtschaft (zuletzt geprüft am 26.11.24).
[3] Europäisches Parlament und der Rat der Europäischen Union. RICHTLINIE 2009/125/EG DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 21. Oktober 2009 zur Schaffung eines Rahmens für die Festlegung von Anforderungen an die umweltgerechte Gestaltung energieverbrauchsrelevanter Produkte. Amtsblatt der Europäischen Union, 2009.