Monomere sind in der Regel einfache organische Moleküle, aus denen das Polymermolekül besteht. Die Struktur der sich wiederholenden Einheit eines Polymers ist im Wesentlichen die Struktur des Monomer-Moleküls bzw. der Monomer-Moleküle oder eng damit verwandt. Das heißt, wenn viele Monomere chemisch miteinander verknüpft werden, entsteht ein Polymer. Bevor ein Polymer entsteht, können sich auch Dimere (zwei Monomere), Trimere (drei Monomere) und kürzere Oligomere bilden [1].
Vereinfachte Darstellung: Monomere, Dimere, Oligomere und Polymere.
Was ist ein Polymer?
Vereinfachte Darstellung: Von Monomeren zum Polymer.
Der Begriff Polymer stammt aus dem Griechischen und setzt sich aus den Wörtern "poly" (viele) und "meros" (Teil) zusammen [2]. Er bedeutet also „viele Teile“ und beschreibt ein Molekül, das aus der Wiederholung einer einfachen Einheit, dem Monomer, besteht. Polymere können Tausende bis Millionen von Atomen in einem einzigen großen Molekül enthalten und werden daher auch als Makromoleküle bezeichnet. Sie entstehen dementsprechend durch die Verbindung einer Vielzahl Monomere. Um die Struktur einfacher darzustellen, kann man die sich wiederholende Einheit des Moleküls in Klammern setzen und mit einem tiefgestellten Zeichen, wie „n“, versehen, dass die Anzahl der Wiederholungseinheiten im Polymermolekül angibt. Diese Anzahl variiert typischerweise von einigen Hundert bis zu mehreren Tausend, abhängig vom Molekulargewicht des Polymers. Dieses Molekulargewicht kann auf der oberen Skala mehrere Millionen erreichen. Der Begriff High Polymer wird häufig verwendet, um hervorzuheben, dass das betreffende Polymer ein besonders hohes Molekulargewicht besitzt.
Klassifizierung von Polymeren
Polymere lassen sich auf verschiedene Weise klassifizieren, zum Beispiel nach ihrer Herkunft, dem Syntheseverfahren, der Strukturform, dem thermischen Verarbeitungsverhalten und der beabsichtigten Endverwendung [2]. Polymere werden entsprechend ihrem thermischen Verarbeitungsverhalten in Thermoplaste, Duroplaste und Elastomeren unterteilt.
Thermoplaste
Thermoplaste sind amorphe sowie teilkristalline verzweigte oder lineare Polymere, die nicht chemische vernetzt sind. Sie lassen sich durch Erwärmung schmelzen und können durch Verfahren wie Extrusion oder Spritzguss geformt werden. In vielen organischen Lösungsmitteln sind sie löslich. Die Polymere bestehen entweder vollständig aus amorphen Strukturen oder enthalten sowohl kristalline als auch amorphe Bereiche. Die Makromolekülketten durchziehen mehrere dieser Bereiche und sorgen so für den Zusammenhalt des Polymers [3].
Amorphe Thermoplaste
Amorphe Thermoplaste zeichnen sich durch das Fehlen von Kristalliten und ihre isotropen Eigenschaften aus, was ihnen eine Reihe besonderer Merkmale verleiht. Da keine Kristallite vorhanden sind, gibt es keine optischen Brechungspunkte, wodurch diese Materialien optisch transparent erscheinen. Das Fehlen von Kristalliten ermöglicht zudem eine gute Permeabilität, was potenziell zu einem Aufquellen oder Lösen durch Lösungsmittel führen kann.
Die isotrope Struktur sorgt dafür, dass keine Vorzugsrichtungen existieren. Auch beim Schmelzen bleibt das Fließverhalten isotrop, was eine hervorragende Thermoformbarkeit gewährleistet. Außerdem führt die isotrope Beschaffenheit zu einer homogenen Dissipation externer Kräfte, wodurch amorphe Thermoplaste eine hohe Schock- und Stoßfestigkeit besitzen.
Zusammen resultieren das Fehlen von Kristalliten und die Isotropie in einem homogenen Schmelzverhalten. Es gibt keinen festen Schmelzpunkt; stattdessen werden diese Materialien mit steigender Temperatur allmählich weicher.
Ein weiterer wichtiger Faktor für die Eigenschaften amorpher Thermoplaste ist die Kettenlänge und die daraus resultierende Verschlaufung der Polymerketten. Kurze Kettenlängen und ein geringes Molekulargewicht bedeuten eine geringe Verschlaufung, was zu schwachen intermolekularen Wechselwirkungen führt. Solche Materialien sind spröde und haben ein geringes Rückstellvermögen. Im Gegensatz dazu sind Materialien mit langen Polymerketten duktiler und besitzen ein hohes Rückstellvermögen. Die Kettenlänge spielt auch eine entscheidende Rolle beim Recycling dieser Materialien. Viele Recyclingprozesse führen mit jedem Durchlauf zu einer Verkürzung der Polymerketten, was wiederum die Lebensdauer des Materials reduziert.
Teilkristalline Thermoplaste
Teilkristalline Materialien unterscheiden sich von amorphen durch ihre Nahordnung, da sie Bereiche mit hoher Ordnung (Kristallinität) in einem ansonsten amorphen Körper aufweisen. Diese Kristallite machen die Materialien anisotrop, da die Dissipation innerhalb der kristallinen Bereiche entlang bestimmter Vorzugsrichtungen verläuft. Dadurch entstehen spezifische Eigenschaften, die teilkristalline Thermoplaste charakterisieren.
Die Kristallite führen zu vereinzelten optischen Brechungsgrenzen, wodurch die Materialien in der Regel optisch opak erscheinen. Gleichzeitig sorgt die kristalline Struktur für eine eher schlechte Permeabilität, was ein Aufquellen oder Lösen durch Lösungsmittel unwahrscheinlich macht.
Die Anisotropie dieser Materialien äußert sich durch Vorzugsrichtungen, die auch beim Schmelzen bestehen bleiben. Dies führt zu einem anisotropen Fließverhalten und erschwert die Thermoformbarkeit im Vergleich zu amorphen Thermoplasten. Zudem bewirkt die inhomogene Dissipation externer Kräfte eine mäßige Schock- und Stoßfestigkeit, doch die Kristallite verleihen dem Material zusätzliche Festigkeit.
Ein weiterer Effekt der Kristallite und der Anisotropie ist das inhomogene Schmelzverhalten. Die Kristallite besitzen einen festen Schmelzpunkt, bei dem das Material abrupt von einem festen Zustand in eine niederviskose Flüssigkeit übergeht, während die amorphen Bereiche graduell erweichen.
Auch bei teilkristallinen Thermoplasten spielt die Kettenlänge eine wichtige Rolle. Wie bei amorphen Materialien führt eine größere Kettenlänge zu einer stärkeren Verschlaufung und besseren mechanischen Eigenschaften. Die kristallinen Bereiche tragen zusätzlich zur Festigkeit bei, da sie mehr Möglichkeiten bieten, an denen sich die Ketten unter Zug oder Scherung verzahnen können. Gleichzeitig sorgen die amorphen Bereiche für ein Rückstellvermögen, das diesen Materialien eine ausgeprägte Duktilität verleiht.
Duroplaste
Duroplaste weisen eine Struktur aus dicht vernetzten Netzwerken auf. Während des Härtungsprozesses, der bei hohen Temperaturen und Drücken abläuft, erfolgt die Kettenwachstumsreaktion gleichzeitig mit der Vernetzung. Nach dem Aushärten sind Duroplaste weder schmelzbar noch löslich und zeigen keine oder nur minimale Quellung [3].
Elastomere
Bei den Elastomeren handelt es sich um amorphe, leicht vernetzte Polymere (Kautschuke). Diese Materialien sind dehnbar, lassen sich jedoch nicht schmelzen. In Lösungsmitteln quellen sie auf, sind aber nicht löslich [3]. Zusätzlich gibt es auch noch thermoplastische Elastomere. Thermoplastische Elastomere sind physikalisch vernetzte Polymere mit Glastemperaturen oberhalb der Anwendungstemperatur. Ihre Vernetzungsstellen lösen sich bei der Verarbeitungstemperatur auf. Sie sind daher wie Thermoplaste wiederholt verarbeitbar, verhalten sich aber bei der Anwendung wie Elastomere.
Pyramide der Kunststoffe
Die Pyramide der Kunststoffe beschreibt die Einteilung von Kunststoffen in drei Hauptkategorien: Standardkunststoffe, technische Kunststoffe und Hochleistungskunststoffe [4].
Die Pyramide der Kunststoffe.
Standardkunststoffe, wie Polyethylen (PE) und Polypropylen (PP), sind preisgünstig und werden in großen Mengen für alltägliche Anwendungen produziert. Sie besitzen grundlegende mechanische Eigenschaften, die für weniger anspruchsvolle Anwendungen ausreichend sind. Ihre thermische und chemische Beständigkeit ist begrenzt.
Technische Kunststoffe, wie Polyamid (PA) und Polycarbonat (PC), zeichnen sich durch verbesserte mechanische und thermische Eigenschaften aus. Sie werden in anspruchsvolleren Anwendungen eingesetzt, in denen höhere Festigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Hitze und Chemikalien gefordert sind. Diese Kunststoffe sind teurer als Standardkunststoffe.
Hochleistungskunststoffe, wie Polyetheretherketon (PEEK) und Polytetrafluorethylen (PTFE), stehen an der Spitze der Pyramide. Sie bieten die besten Eigenschaften in Bezug auf Temperaturbeständigkeit, chemische Resistenz und mechanische Festigkeit, was sie für extrem anspruchsvolle Anwendungen geeignet macht. Allerdings sind sie im Vergleich auch am teuersten.
Polymerisationsverfahren
Es gibt verschiedene Polymerisationsverfahren, mit denen Polymere hergestellt werden können. Dazu gehören z. B. die Kettenpolymerisation und Stufenpolymerisation. Diese Verfahren erzeugen Polymere mit spezifischen Eigenschaften, die je nach ihren mechanischen, thermischen und chemischen Eigenschaften für verschiedene Anwendungen eingesetzt werden.
Kettenwachstum
Die Kettenpolymerisation ist ein Verfahren, bei dem Monomere schrittweise durch eine Abfolge von Initiierung (Radikale, Anionen, Kationen oder Komplexverbindungen), Wachstum und Abbruch zu langen Polymerketten verknüpft werden. Hierbei wächst die Kette schnell durch das Hinzufügen einzelner Monomere und es entstehen oft lineare Polymere wie Polyethylen oder Polystyrol.
Kettenwachstum: Anionen bzw. Ionische Polymerisation
Die anionische Polymerisation ist eine Form der Kettenpolymerisation, bei der die Initiierung durch ein anionisches Zentrum erfolgt. Diese Methode wird häufig verwendet, um Polymere mit präzisen Eigenschaften und hoher Reinheit herzustellen.
Die Initiierung der anionischen Polymerisation erfolgt durch die Bildung von Carbanionen, die als aktive Zentren fungieren. Initiatoren wie Alkyl- und Aryl-Lithium-Verbindungen (z. B. n-Butyllithium, Phenyllithium) greifen Olefine an und erzeugen Carbanionen. Diese Initiatoren sind oft in Kohlenwasserstoffen löslich. In manchen Fällen werden starke Basen wie Natriumamid in Flüssigammoniak verwendet, um Monomere zu initiieren. Alkali-Metalle können Elektronen auf Monomere übertragen, was zu bifunktionalen Anionen führt. Dies kann durch direkte Reaktion oder durch Zwischenprodukte wie Naphthalin geschehen. Die Methode ,,Radikal-Ion-Bildung‘‘ erzeugt Radikal-Ionen, die weiter zur Bildung von Dianionen dimerisieren können. Nach der Initiierung folgt die Propagation, bei der Monomere an die aktiven Carbanionen-Enden der Ketten anlagern. Diese Reaktion erfolgt in der Regel schnell und kontinuierlich, solange keine Abbruch- oder Transferreaktionen auftreten. Die Beendigung der anionischen Polymerisation kann auf verschiedene Weisen erfolgen. Die Kettenwachstumszentren bleiben aktiv, was es ermöglicht, die Polymerisation durch Zugabe weiterer Monomere oder durch kontrollierte Beendigungsmethoden zu steuern. Wasser ist ein wirksames Mittel zur Beendigung der Reaktion, da es Carbanionen durch Protonenübertragung zerstört. Auch andere Verbindungen wie Sauerstoff und Kohlendioxid können zur Abbruchreaktion beitragen. Selbst ohne zusätzliche Abbruchmittel unterliegen lebende Polymere einem natürlichen Abbauprozess, bekannt als spontane Beendigung. Dies kann durch Hydrid-Eliminierung oder andere chemische Reaktionen geschehen. Die Kinetik der anionischen Polymerisation umfasst Initiierung, Propagation und Termination. Die Reaktion erfolgt in der Regel bei niedrigen Temperaturen, um die Reaktionsgeschwindigkeit zu kontrollieren. Die Kinetik kann durch Methoden wie Stopped-Flow-Spektroskopie untersucht werden, die es ermöglicht, die Geschwindigkeit der Polymerisation präzise zu messen [5].
Die Anionische Polymerisation von Polysterol.
Kettenwachstum: Kationische Polymerisation
Die kationische Polymerisation ist ein Polymerisationsverfahren, bei dem ein kationischer Initiator Monomere in Makromoleküle umwandelt. Kationisch polymerisierbare Monomere sind solche, die Elektronendruck auf die Doppelbindung ausüben. Beispiele umfassen Vinylether, Isobutylen, Styrol, Methoxy- und Chlorstyrole, sowie Epoxide, Lactone, und Siloxane [3]. Industrieanwendungen umfassen Polymere wie Isobutylen-Isopren-Copolymer und Polyvinylether. Es gibt mehrere Hauptklassen von Initiatoren für die kationische Polymerisation. Perchlor-, Schwefel- und Jodwasserstoffsäure eignen sich dabei gut für die Initiierung. Diese addieren ihr Proton an das Monomer, wodurch ein Carbeniumkation entsteht. Die Lewis-Säuren werden oft zusammen mit Cokatalysatoren verwendet. Beispiele sind Aluminiumtrichlorid und Bortrifluorid. Die Kombination erzeugt ein Proton oder Kation, das die Polymerisation startet. Auch stabilisierte Kationen wie Triphenylmethylhexachloroantimonat können die Polymerisation auslösen. Photoinitiatoren wie Diaryliodonium- und Sulfoniumsalze können durch Photolyse Radikalkationen bilden, die die kationische Polymerisation starten. Das Monomer reagiert mit der wachsenden Kette, wobei die aktive Spezies regeneriert wird. Dies kann auch durch Oxoniumkationen erfolgen, insbesondere bei Tetrahydrofuran und Ethylenoxid. Kationische Polymerisationen sind stark vom Lösungsmittel und der Temperatur abhängig. Lösungsmittel beeinflussen das Ionisationsgleichgewicht, und die Temperatur beeinflusst die Geschwindigkeit der Polymerisation und die Stabilität der aktiven Spezies [3]. Kettenabbruch tritt seltener auf als bei der anionischen Polymerisation und kann durch verschiedene Reaktionen wie Allylabbruch und Reaktion mit dem Gegenion geschehen. Auch gezielte Abbrüche durch Wasser sind möglich. Die Kettenübertragung kann zum Monomer, zum Lösungsmittel, zum Gegenion oder zum Polymer erfolgen. Diese Übertragungsreaktionen können die Polymerstruktur beeinflussen und die Molekularmasse regulieren. Bei der kationischen Polymerisation können Strukturisomerien durch intramolekulare Umlagerungen entstehen [3]. Die Stereoisomerie hängt vom Initiator und dem Lösungsmittel ab, das die aktive Spezies beeinflusst.
Kettenwachstum: Radikalische Polymerisation
Die radikalische Polymerisation ist eine weit verbreitete Methode zur Herstellung von Polymeren, bei der radikale Spezies eine entscheidende Rolle spielen. Sie wird in fast 50 Prozent der synthetischen Polymerproduktion genutzt, da sie eine Reihe von Vorteilen bietet, darunter die breite Auswahl an radikalisch polymerisierbaren Monomeren, einfache Reaktionsbedingungen und Unempfindlichkeit gegenüber Verunreinigungen wie Wasser oder protischen Stoffen [6]. Radikale Polymerisationen können unter unterschiedlichen Bedingungen durchgeführt werden, wie z. B. in Masse, Lösung, Emulsion oder Suspension. Grundprinzip der radikalischen Polymerisation ist, dass im ersten Schritt (Startreaktion) ein Radikal gebildet wird, oft durch den Zerfall von Peroxiden oder Azoverbindungen. Dieses Radikal addiert sich an eine Doppelbindung eines Monomers, wodurch ein neues Radikal entsteht, das in der Lage ist, ein weiteres Monomer zu addieren. Dieser Vorgang wird als Kettenwachstum bezeichnet und setzt sich fort, bis zwei Radikale aufeinandertreffen und entweder durch Kombination oder Disproportionierung reagieren, was die Kettenreaktion beendet. Alternativ kann es zur Übertragungsreaktion kommen, bei der der Radikalcharakter auf eine andere Verbindung übertragen wird.
Die Radikalische Polymerisation.
Die meisten radikalisch polymerisierbaren Monomere besitzt Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindungen. Wenn nur eine solche Bindung vorhanden ist, entstehen lineare oder leicht verzweigte Polymere, die oft als Thermoplaste verwendet werden. Typische Monomere wie Styrol oder Methacrylate bieten eine Vielzahl an Anwendungsmöglichkeiten in der Technik. Die Reaktionsbedingungen sind relativ einfach, da radikalische Polymerisation bei Temperaturen zwischen Raumtemperatur und 100°C und bei Umgebungsdruck durchgeführt werden kann. Zudem erfordert sie nur minimalen Aufwand für die Reinigung der Monomere und Lösungsmittel, die lediglich entlüftet werden müssen, um Sauerstoff zu entfernen. Einer der größten Vorteile der radikalischen Polymerisation ist ihre Unempfindlichkeit gegenüber Verunreinigungen, die in anderen Polymerisationsverfahren wie der ionischen Polymerisation problematisch wären. Zudem sind keine langen Reaktionszeiten oder hohen Umsätze erforderlich, um Polymere mit hoher Molmasse zu erhalten. Die oben gezeigten Abbruchreaktionen sind Einschränkungen dieser Verfahren. Diese Reaktionen können die Molmasse der resultierenden Polymere begrenzen und erschweren es, Polymere mit kontrollierter Struktur herzustellen.
Stufenpolymerisation
Die Stufenpolymerisation verläuft langsamer, da die Monomere in kleinen Schritten zu Oligomeren und schließlich zu Polymeren reagieren. In diesem Prozess verbinden sich Monomere durch Kondensationsreaktionen, bei denen oft Nebenprodukte wie Wasser freigesetzt werden. Polymere wie Polyester oder Polyamide werden durch dieses Verfahren hergestellt und zeichnen sich häufig durch hohe Festigkeit und thermische Beständigkeit aus.
Stufenpolymerisation: Polykondensation
Polykondensation ist eine Methode, um bestimmte Kunststoffe herzustellen, wie Polyester oder Polyamide (z. B. in Kleidung und Plastikflaschen). Bei dieser Reaktion verbinden sich kleinere Moleküle (die „Bausteine“) zu langen Ketten und bilden dabei ein Nebenprodukt, meistens Wasser. Damit die Reaktion weitergeht und die Ketten länger werden, muss das Wasser ständig entfernt werden, etwa durch Erhitzen und Verdampfen. Die Länge dieser Ketten (also der „Polymerisationsgrad“) beeinflusst, wie der Kunststoff sich verhält. Ist die Kette zu lang, wird der Kunststoff zähflüssig und schwer zu verarbeiten. Deshalb versucht man, eine optimale Länge zu erreichen, bei der die Festigkeit hoch ist, ohne dass die Verarbeitung zu schwierig wird. Dies wird oft durch Hinzufügen spezieller Stoffe erreicht, die die Bildung von zu langen Ketten verhindern. Es gibt spezielle Varianten der Polykondensation, um auch unter milden Bedingungen wie niedrigen Temperaturen Kunststoffe herzustellen. Zum Beispiel gibt es die phasentransferkatalysierte Polykondensation, bei der die Reaktion in zwei verschiedenen Flüssigkeiten abläuft. Hier wird ein Katalysator eingesetzt, der die Bausteine zwischen den Phasen transportiert und so die Kettenbildung erleichtert.
Ein bekanntes Beispiel für Polykondensation ist die Herstellung von Nylon, genauer gesagt Nylon-6,6. Hierbei verbinden sich zwei spezielle Moleküle: eine Säure und ein Amin (Hexamethylendiamin und Adipinsäure). Wenn sich diese Moleküle zusammenlagern, entsteht zwischen ihnen eine Bindung, und dabei wird Wasser freigesetzt. Durch die wiederholte Verbindung vieler dieser Molekülpaare entsteht eine lange Kette, das Nylon. Damit die Ketten möglichst lang werden, wird das entstehende Wasser kontinuierlich entfernt, oft durch Erhitzen. So bleibt die Reaktion im Gleichgewicht und kann weiterlaufen, um die gewünschte Kettenlänge zu erreichen [3].
Die Polykondensation von Polyamid 6,6.
Stufenpolymerisation: Polyaddition
Polyaddition ist eine Methode zur Herstellung von Kunststoffen, die einige Ähnlichkeiten mit der Polykondensation aufweist. In beiden Prozessen verbinden sich kleinere Moleküle zu langen Ketten. Bei der Polyaddition steigt die Kettenlänge (Molmasse) jedoch langsamer an, und es ist wichtig, dass keine Nebenreaktionen auftreten und die Endgruppen der Moleküle gleichwertig sind, um ein hohes Endprodukt und Polymerisationsgrad zu erreichen. Ein bekanntes Beispiel für Polyaddition ist die Herstellung von Polyurethan, das oft für Schaumstoffe und Beschichtungen verwendet wird. Polyurethan entsteht, wenn Diisocyanate mit Diolen reagieren und eine lange Kette ohne Nebenprodukt bilden. Diese Methode wird auch zur Herstellung anderer Kunststoffe wie Polyharnstoffe, Polythioharnstoffe und Polyepoxide verwendet. Polyaddition ermöglicht also die Herstellung vieler Kunststoffe, die auch durch Polykondensation entstehen könnten, wie zum Beispiel Polyurethane [3].
Die Polyaddition der Polyurethane.
Eigenschaften von Kunststoffen
Kunststoffe sind nicht gleich Kunststoffe. Sie unterscheiden sich je nach Herstellungsmethode, spezifischen Eigenschaften, Anwendung und eventuellen Zusatzstoffen, die zur Veränderung ihrer Eigenschaften hinzugefügt werden. Jeder Kunststoff kann eine Vielzahl von Eigenschaften aufweisen, die überwiegend positiv sind, aber auch einige Nachteile mit sich bringen können. Einige Eigenschaften können gezielt durch Additive beeinflusst werden, während andere nicht veränderbar sind. Zu den wichtigsten Eigenschaften zählen die thermischen, optischen und mechanischen Eigenschaften sowie chemische und mechanische Einflussfaktoren. Thermische Eigenschaften haben einen Einfluss darauf, wie Kunststoffe auf Temperaturänderungen reagieren, während optische Eigenschaften das Lichtdurchlässigkeits- und Reflexionsverhalten bestimmen. Mechanische Eigenschaften beziehen sich auf Festigkeit, Flexibilität und Haltbarkeit. Zudem können chemische Einflüsse, wie Beständigkeit gegen verschiedene Chemikalien, und mechanische Faktoren, wie Belastung und Abrieb, die Leistung eines Kunststoffs beeinflussen.
Alterung von Kunststoffen
Die Alterung von Kunststoffen beschreibt die irreversible Veränderung ihrer physikalischen, mechanischen und chemischen Eigenschaften durch äußere Einflüsse. Diese Veränderungen können während der Verarbeitung, Lagerung oder Nutzung auftreten und beeinflussen die Gebrauchsdauer und Leistungsfähigkeit der Polymere erheblich. Ein umfassendes Verständnis dieser Prozesse ist entscheidend, um Kunststoffe optimal auszuwählen und ihre Haltbarkeit zu maximieren.
Die Alterung von Kunststoffen macht deutlich, wie wichtig der gezielte Einsatz von Additiven und Zusatzstoffen ist. Diese Substanzen verbessern nicht nur die Beständigkeit der Kunststoffe gegenüber äußeren Einflüssen, sondern erweitern auch deren Anwendungsspektrum.
Die Mechanismen der Alterung von Kunststoffen sind vielfältig und beeinflussen deren Eigenschaften erheblich. Ein zentraler Mechanismus ist die thermische Alterung, bei der Kunststoffe thermischen Degradationsprozessen durch hohe Temperaturen ausgesetzt sind [7]. Höhere Temperaturen beschleunigen die Alterungsprozesse erheblich, da sie die Beweglichkeit der Polymerketten erhöhen und chemische Reaktionen fördern [7]. Dabei brechen chemische Bindungen in der Polymerstruktur auf, was zu einem Verlust an mechanischer Festigkeit und Elastizität führt. Thermische Oxidation ist ein häufiger Mechanismus, bei dem Sauerstoffmoleküle in die Polymermatrix eindringen und Radikalreaktionen auslösen. Ein Beispiel dafür ist die thermische Zersetzung von Polypropylen bei Temperaturen oberhalb von 150 °C, bei der die Kettenlänge reduziert und die mechanischen Eigenschaften verschlechtert werden [7]. Laut dem Arrhenius-Gesetz kann eine Erhöhung der Temperatur um 10 °C die Reaktionsgeschwindigkeit verdoppeln oder sogar verdreifachen [7].
Ein weiterer Mechanismus ist die photooxidative Alterung, die durch UV-Strahlung verursacht wird. Diese Strahlung führt zur Zersetzung von Polymeren durch photochemische Reaktionen. Diese Art der Alterung tritt häufig bei Kunststoffen auf, die direktem Sonnenlicht ausgesetzt sind. Neben der Versprödung können Verfärbungen und Rissbildungen auftreten. Typische Beispiele sind Polyethylen und Polycarbonat, die ohne Schutzmaßnahmen unter UV-Bestrahlung schnell verspröden. Um die Lebensdauer von Materialien in solchen Umgebungen zu verlängern, ist der Schutz durch geeignete Additive oder Beschichtungen von entscheidender Bedeutung.
Die Anwesenheit von Wasser kann hydrolytische und physikalische Prozesse wie Quellung und Kristallinitätsänderungen verursachen. Dies ist besonders kritisch bei Anwendungen in feuchten oder nassen Umgebungen, wie bei Rohrleitungen oder Behältern. Die hydrolytische Alterung ist ein weiterer bedeutender Mechanismus, der vor allem bei hygroskopischen Polymeren wie Polyamiden und Polycarbonaten auftritt. Diese Materialien absorbieren Feuchtigkeit aus der Umgebung, was zu hydrolytischen Spaltungen innerhalb der Polymerketten führt. Dieser Prozess reduziert die mechanische Festigkeit und kann bei langer Einwirkung zu strukturellem Versagen führen. Bei Polyamiden zeigt sich dieser Effekt durch eine deutliche Verringerung der Schlagzähigkeit und des Elastizitätsmoduls. Zudem können Wasserstoffbrückenbindungen innerhalb der Polymermatrix durch die Feuchtigkeitsaufnahme beeinflusst werden.
Mechanische Alterung entsteht durch wiederholte mechanische Belastungen, wie sie bei dynamischen Anwendungen auftreten. Diese Belastungen können Ermüdungserscheinungen hervorrufen, bei denen sich Mikrorisse ausbreiten, was die Bruchfestigkeit reduziert und schlussendlich zum Materialversagen führt. Ein Beispiel ist die Dauerbelastung von Polymeren in Automobilteilen, die durch Vibrationen und Stöße beansprucht werden. Solche Belastungen führen zu Ermüdungsbrüchen, die durch geeignete Additive wie Schlagzähmodifikatoren verlangsamt werden können. Besonders bei beweglichen Bauteilen und flexiblen Anwendungen, wie etwa Folien oder Schläuchen, ist die mechanische Alterung relevant.
Schließlich gibt es die chemische Alterung, bei der Polymere mit Chemikalien wie Säuren, Basen oder organischen Lösungsmitteln reagieren. Diese Reaktionen können Oberflächenquellungen, Rissbildungen oder den Abbau von funktionellen Gruppen verursachen. Polyurethane beispielsweise sind anfällig für hydrolytische Zersetzung in Gegenwart von Wasser und Säuren, während Polyvinylchlorid (PVC) bei Kontakt mit organischen Lösungsmitteln Weichmacher verlieren kann, was zu Sprödheit führt. Ein weiteres Beispiel ist Polyether-Ether-Keton (PEEK), das empfindlich auf starke Säuren reagiert und somit in bestimmten industriellen Umgebungen eingeschränkt eingesetzt werden kann.
Chemische und mechanische Einflussfaktoren
Polymere sind vielseitige Materialien, deren Eigenschaften durch zahlreiche chemische und mechanische Einflussfaktoren bestimmt werden. Ein fundiertes Verständnis dieser Faktoren ist entscheidend, um Polymere gezielt zu entwickeln, zu optimieren und an die Anforderungen spezifischer Anwendungen anzupassen.
Chemische und mechanische Einflussfaktoren wirken zusammen, um die Eigenschaften von Polymeren zu formen und deren Einsatzmöglichkeiten zu bestimmen. Während chemische Faktoren wie Molekulargewicht, Kristallinität und Zusammensetzung die Grundstruktur und Reaktivität festlegen, bestimmen mechanische Faktoren wie Belastung, Temperatur und Additive die Verwendbarkeit und Beständigkeit unter realen Bedingungen. Durch ein tiefes Verständnis dieser Wechselwirkungen können Polymere optimal an spezifische Anforderungen angepasst und in einer Vielzahl von Anwendungen erfolgreich eingesetzt werden. Das Molekulargewicht eines Polymers, das direkt mit der Länge seiner Molekülketten zusammenhängt, beeinflusst viele seiner physikalischen und chemischen Eigenschaften. Höhere Molekulargewichte führen typischerweise zu einer besseren mechanischen Festigkeit, Zähigkeit und Viskosität. Polymere mit niedrigerem Molekulargewicht zeigen dagegen oft eine bessere Löslichkeit und Verarbeitbarkeit, was sie für bestimmte Anwendungen nützlich macht [8]. Der Kristallinitätsgrad eines Polymers beschreibt den Anteil der kristallinen (geordneten) Bereiche im Vergleich zu den amorphen (ungeordneten) Bereichen. Kristalline Polymere weisen in der Regel eine höhere Steifigkeit, Festigkeit und chemische Beständigkeit auf. Diese Eigenschaft ist beispielsweise entscheidend für Anwendungen, bei denen hohe mechanische Belastbarkeit gefordert ist. Allerdings sind stark kristalline Polymere oft spröder als amorphe Polymere. Die Monomerzusammensetzung und die Art der chemischen Bindungen in einem Polymer beeinflussen seine Polarität, chemische Stabilität und Reaktivität. Beispielsweise sind Polymere mit polaren Gruppen wie Polyamide (z. B. Nylon) stark hygroskopisch und neigen dazu, Feuchtigkeit aufzunehmen, was ihre mechanischen Eigenschaften beeinflusst. Die lineare oder verzweigte Struktur eines Polymers kann zudem seine physikalischen Eigenschaften wie Schmelzverhalten und Dichte maßgeblich beeinflussen. Die Beständigkeit eines Polymers gegenüber Chemikalien, wie Säuren, Basen oder Lösungsmitteln, ist ein wesentlicher Faktor bei der Auswahl für bestimmte Anwendungen. Polytetrafluorethylen (PTFE), bekannt unter dem Handelsnamen Teflon, ist beispielsweise wegen seiner chemischen Inertheit besonders für aggressive chemische Umgebungen geeignet.
Polymere reagieren empfindlich auf mechanische Belastungen wie Zug, Druck, Biegung und Scherung. Diese Belastungen können die physikalische Integrität und molekulare Struktur des Polymers verändern. Bei starker Belastung kann es zu Kettenbrüchen (Depolymerisation) oder plastischen Verformungen kommen. Dies ist besonders relevant bei Langzeitanwendungen, bei denen Ermüdung und Kriechverhalten untersucht werden müssen. Die Temperatur beeinflusst die Beweglichkeit der Polymerketten erheblich. Unterhalb der Glasübergangstemperatur (Tg) befinden sich Polymere in einem glasartigen, spröden Zustand, während sie oberhalb dieser Temperatur gummiartig und formbar werden. Für kristalline Polymere ist zusätzlich die Schmelztemperatur (Tm) relevant, bei der der Übergang von fest zu flüssig stattfindet. Temperaturen oberhalb der thermischen Stabilitätsgrenze können hingegen zur Zersetzung führen, was die Verarbeitung und Verwendung stark einschränkt. Hygroskopische Polymere, wie Polyamide oder Polycarbonate, nehmen Feuchtigkeit aus der Umgebung auf. Diese Feuchtigkeitsaufnahme kann die mechanischen Eigenschaften wie Elastizität und Schlagfestigkeit signifikant verändern. In wasserreichen Umgebungen kann dies zu einem Verlust der Festigkeit führen, während trockene Bedingungen die Sprödigkeit erhöhen können [9]. Polymere zeigen oft ein zeitabhängiges Verformungsverhalten, bekannt als Kriechen, wenn sie über längere Zeit einer konstanten Belastung ausgesetzt sind. Ermüdung tritt auf, wenn wiederholte Belastungen zu einer fortschreitenden Schädigung führen. Diese Eigenschaften sind besonders bei Bauteilen, die mechanischen Belastungen über Jahre standhalten müssen, von großer Bedeutung.
Mechanische Eigenschaften
Kunststoffe zeichnen sich durch eine Vielzahl mechanischer Eigenschaften aus, die je nach Typ und Zusammensetzung variieren können. Zu den wichtigsten mechanischen Eigenschaften zählen die Zugfestigkeit, die die maximale Spannung beschreibt, die ein Kunststoff aushalten kann, bevor er bricht, sowie die Druckfestigkeit, die seine Fähigkeit angibt, einer komprimierenden Kraft zu widerstehen. Ebenfalls bedeutsam ist die Biegefestigkeit, welche die Widerstandsfähigkeit gegen Verformung oder Bruch bei Biegebeanspruchung misst.
Das Elastizitätsmodul dient als Maß für die Steifigkeit eines Kunststoffs und gibt an, wie stark sich das Material unter Spannung verformt. Ein weiteres wichtiges Merkmal ist die Bruchdehnung, die beschreibt, wie stark ein Kunststoff gedehnt werden kann, bevor er reißt. Die Härte eines Kunststoffs beschreibt dessen Widerstandsfähigkeit gegen Eindringen oder Kratzen an der Oberfläche.
Darüber hinaus ist die Schlagzähigkeit entscheidend, da sie die Fähigkeit eines Kunststoffs beschreibt, Energie aus plötzlichen Stößen oder Schlägen aufzunehmen, ohne zu brechen. Schließlich gibt die Verschleißfestigkeit Aufschluss über die Widerstandsfähigkeit des Materials gegenüber Abrieb, Reibung oder Erosion.
Diese Eigenschaften können durch die Auswahl des geeigneten Polymers, die Zugabe von Füllstoffen und Weichmachern sowie durch spezielle Herstellungsverfahren beeinflusst werden.
Viele dieser emergenten Eigenschaften sind direkt von der Struktur des Monomers und der resultierenden Überstruktur des Polymers abhängig. Auch die Art des Polymers spielt eine ausschlaggebende Rolle. Thermoplaste weisen mangels Vernetzung eine temperaturabhängige Festigkeit auf, was sie thermisch sehr gut und mehrfach formbar macht. Elastomere sind durch ihre weitmaschige Vernetzung äußerst elastisch und kehren nach der Krafteinwirkung in ihren Grundzustand zurück. Jedoch verringert diese Eigenschaft ihre Festigkeit im Vergleich zu anderen Polymeren. Duromere sind engmaschig vernetzte Polymerketten und bilden eine starre Struktur, was sie thermisch nicht formbar macht. Die Kunststoffe liefern eine hohe Festigkeit und Steifigkeit und führen bei Überlastung zu plastischen Verformungen oder Brechen wegen der hohen Sprödigkeit.
Optische Eigenschaften
Kunststoffe weisen eine Vielzahl optischer Eigenschaften auf, die je nach Materialzusammensetzung und Verarbeitungsmethode variieren können. Eine der auffälligsten Eigenschaften ist die Transparenz. Viele Polymere wie Polycarbonat (PC) und Polymethylmethacrylat (PMMA) sind hochtransparent und eignen sich hervorragend als Glasersatz. Die Transparenz eines Kunststoffs wird maßgeblich durch den Kristallisationsgrad beeinflusst – je höher dieser ist, desto opaker wird das Material.
Ein weiteres wichtiges Merkmal ist die Lichtbrechung. Kunststoffe haben spezifische Brechungsindizes, die bestimmen, wie stark sie Licht ablenken. Diese Eigenschaft ist besonders für Anwendungen in der Optik, etwa bei Linsen, von Bedeutung. Gleichzeitig können Kunststoffe eine Trübung aufweisen, bei der das Licht diffus durch das Material tritt. Ein Beispiel dafür ist Polyethylen (PE), das in teilkristalliner Form leicht trüb ist, da es keine Seitengruppen besitzt. Bei schneller Abkühlung hingegen bleiben die Polymerketten ungeordnet, was das Material amorph und transparenter macht.
Auch die Farbe von Kunststoffen ist eine wesentliche Eigenschaft. Durch die Zugabe von Farbstoffen oder Pigmenten können Polymere in nahezu jeder Farbe hergestellt werden. Die Intensität und Stabilität der Farbe hängen dabei stark von den eingesetzten Additiven ab.
Ein weiterer Aspekt ist die UV-Beständigkeit. Viele Polymere sind anfällig für UV-Strahlung, was zu Vergilbung oder Degradation führen kann. Besonders Kunststoffe mit sogenannten Chromophoren – wie konjugierten Doppelbindungen oder aromatischen Strukturen – reagieren empfindlich auf UV-Licht. Diese Bindungen enthalten delokalisierte Elektronen, die durch UV-Strahlung angeregt werden können. Dies kann chemische Bindungen brechen, Radikale freisetzen und Kettenreaktionen auslösen, die die Struktur des Polymers verändern. Solche durch UV-Strahlung geschädigten Polymere werden spröde, reißen und vergilben. Eine andauernde Exposition führt schließlich zur vollständigen Zerstörung der polymeren Struktur. UV-stabilisierte Varianten oder spezielle Additive können jedoch die Beständigkeit deutlich erhöhen.
Die Oberflächenstruktur eines Kunststoffs beeinflusst zudem seinen Glanz. Polierte Oberflächen reflektieren das Licht stärker und erscheinen glänzend, während raue Oberflächen matt wirken. Zusätzlich ist die Lichtstreuung eine wichtige optische Eigenschaft, die speziell für Anwendungen in der Beleuchtungstechnik genutzt wird. Kunststoffe, die das Licht streuen, kommen beispielsweise als Diffusoren in Lampen oder Displays zum Einsatz.
Insgesamt erlauben diese optischen Eigenschaften eine gezielte Anpassung von Kunststoffen für eine Vielzahl von Anwendungen – von transparenten Abdeckungen über dekorative Elemente bis hin zu funktionalen optischen Bauteilen.
Thermische Eigenschaften
Polymere besitzen eine Vielzahl thermischer Eigenschaften, die sowohl ihre Einsatzmöglichkeiten als auch die Verarbeitungsbedingungen bestimmen. Eine wichtige Eigenschaft ist die Wärmeformbeständigkeit, die angibt, bei welcher Temperatur ein Kunststoff unter einer bestimmten Belastung seine Form zu verändern beginnt. Diese Eigenschaft hängt oft von der Glasübergangstemperatur (Tg) ab, die die Temperatur markiert, bei der ein amorpher oder teilkristalliner Kunststoff von einem spröden, glasartigen Zustand in einen gummiartigen, flexiblen Zustand übergeht. Unterhalb der (Tg) sind die Polymerketten unbeweglich und das Material verhält sich steif, während oberhalb der (Tg) eine gewisse Beweglichkeit eintritt, die es elastischer macht.
Neben der (Tg) ist die Schmelztemperatur (Tm) ein weiterer zentraler Punkt, insbesondere bei teilkristallinen Polymeren. Die Tm beschreibt die Temperatur, bei der die kristallinen Bereiche des Polymers schmelzen, wodurch es vollständig in eine viskose oder flüssige Phase übergeht. Oberhalb dieser Temperatur verlieren die Kristallite ihre geordnete Struktur, was die Verarbeitbarkeit erheblich beeinflusst. Ein drittes thermisches Merkmal ist die Zersetzungstemperatur (Tz), die angibt, bei welcher Temperatur der Kunststoff chemisch zu zerfallen beginnt. Dies ist ein entscheidender Grenzwert für Anwendungen, die extremen thermischen Belastungen ausgesetzt sind, da ein Überschreiten der (Tz) irreversible Schäden verursacht.
Ein weiteres Merkmal ist die Wärmeleitfähigkeit, die bei Kunststoffen im Vergleich zu Metallen deutlich geringer ist. Allerdings variiert sie je nach Kunststofftyp und kann durch die Zugabe von Füllstoffen oder Additiven gezielt beeinflusst werden. Gleichzeitig ist der Wärmeausdehnungskoeffizient, der beschreibt, wie stark ein Kunststoff sich bei Erwärmung ausdehnt, in der Regel höher als bei Metallen. Dies ist insbesondere bei der Konstruktion von Bauteilen von Bedeutung, da es bei Temperaturänderungen zu Spannungen kommen kann.
Darüber hinaus spielt die spezifische Wärmekapazität eine wichtige Rolle. Sie gibt an, wie viel Wärme benötigt wird, um die Temperatur eines Kunststoffs um ein Grad Celsius zu erhöhen, und beeinflusst damit, wie schnell ein Material auf Temperaturänderungen reagiert.
Insgesamt sind diese thermischen Eigenschaften essenziell für die Auswahl geeigneter Kunststoffe, insbesondere bei Anwendungen, die eine hohe Temperaturbeständigkeit erfordern oder bei denen thermische Belastungen eine Rolle spielen.
Verarbeitungseigenschaften
Die Verarbeitungseigenschaften von Polymeren spielen eine zentrale Rolle bei der Herstellung von Kunststoffprodukten, da sie die Effizienz und Qualität des gesamten Prozesses maßgeblich beeinflussen. Besonders die thermischen Eigenschaften, wie Schmelztemperatur (für teilkristalline Polymere) und Glasübergangstemperatur (für amorphe Polymere), bestimmen die Temperaturbereiche, in denen ein Polymer formbar ist. Eine ausreichende thermische Stabilität ist entscheidend, um eine Zersetzung während der Verarbeitung zu vermeiden. Gleichzeitig beeinflussen das Fließverhalten und die Viskosität die Handhabung des Materials, beispielsweise beim Spritzgießen, bei dem ein homogenes Füllen der Form erforderlich ist, oder bei der Extrusion, in der gleichmäßiges Fließen unabdingbar ist.
Darüber hinaus sind Eigenschaften wie Schrumpfverhalten, Zähigkeit und Elastizität wichtig, um unerwünschte Verformungen oder Materialbrüche zu vermeiden. Prozesse wie Blasformen oder Thermoformen verlangen zusätzlich eine gute Schmelzdehnfähigkeit, damit das Polymer unter Druck oder Vakuum die gewünschte Form annimmt. Additive und Verarbeitungshilfsmittel können diese Eigenschaften gezielt verbessern und an die spezifischen Anforderungen anpassen. Die sorgfältige Abstimmung der Verarbeitungseigenschaften auf das gewählte Verfahren gewährleistet nicht nur eine reibungslose Produktion, sondern auch eine hohe Qualität und Funktionalität der Endprodukte.
Vier Gruppen von Additiven im Überblick (zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken).
In der Kunststoffindustrie sind Additive unverzichtbar, um die physikalischen, mechanischen und chemischen Eigenschaften von Kunststoffen zu optimieren. Diese Substanzen werden nicht nur während der Herstellung, sondern auch während der Anwendung von Kunststoffen hinzugefügt. Sie tragen dazu bei, die Leistung der Materialien zu verbessern, die Verarbeitung zu erleichtern oder den Kunststoff für spezifische Anwendungen zu rüsten.
Additive erfüllen eine Vielzahl von Zwecken und sind damit wesentliche Bestandteile der Kunststofftechnologie. Sie beeinflussen die physikalischen, mechanischen, thermischen und optischen Eigenschaften von Kunststoffen und ermöglichen die Herstellung maßgeschneiderter Produkte für spezifische Anwendungen. Ein tiefes Verständnis der Wirkmechanismen und des Einsatzes von Additiven ist entscheidend, um Kunststoffe mit optimalen Eigenschaften herzustellen, die sowohl funktionell als auch wirtschaftlich sind.
Antibakterielle Additive
Antibakterielle Additive werden häufig in medizinischen Geräten, Verpackungen für Lebensmittel oder in Textilien verwendet, um das Wachstum von Mikroben, Bakterien oder Pilzen zu verhindern. Diese Additive hemmen die Zellteilung von Mikroorganismen oder zerstören deren Zellwände. Sie können in Form von silberhaltigen Nanopartikeln, Kupferverbindungen oder organischen antimikrobiellen Mitteln auftreten.
Antioxidantien
Antioxidantien beispielsweise verhindern die Oxidation des Polymers, die typischerweise durch die Reaktion mit Sauerstoff oder Luftfeuchtigkeit verursacht wird. Wie bereits erwähnt kann die Oxidation die physikalischen Eigenschaften eines Polymers wie Zähigkeit und Flexibilität erheblich beeinträchtigen. Antioxidantien wirken, indem sie als Radikalfänger auftreten und die Bildung von Peroxyradikalen verhindern. Sie werden in Polyolefinen, Polyvinylchlorid (PVC) und anderen Kunststoffen verwendet [10]. Es gibt zwei Klassen von Antioxidantien:
Primäre Antioxidantien (z. B. Phenole, Aminantioxidantien): Diese fangen aktiv reaktive Sauerstoffspezies ab und verhindern die Kettenreaktionen, die zum Abbau von Polymeren führen.
Sekundäre Antioxidantien (z. B. Thioverbindungen, Phosphite): Diese Additive regenerieren primäre Antioxidantien oder fangen aufgezogene Radikale ab, um eine längerfristige Stabilität zu gewährleisten. Die UV-Stabilisatoren schützen Kunststoffe vor der schädlichen Wirkung der ultravioletten Strahlung, die zur Zersetzung von Polymeren führen kann. Diese Additive absorbieren oder streuen die UV-Strahlung und verhindern die Bildung von schädlichen Radikalen und Kettenabbrüchen.
Flammschutzmittel
Flammschutzmittel reduzieren die Entflammbarkeit von Kunststoffen und verhindern die Ausbreitung von Flammen im Brandfall. Sie werden vor allem in sicherheitskritischen Bereichen wie der Elektrotechnik, der Automobilindustrie und der Bauindustrie eingesetzt. Flammschutzmittel wirken durch die Freisetzung von gasförmigen Verbindungen, die die Flammen ersticken, oder durch die Bildung einer Schutzschicht, die das Material vor der direkten Flamme schützt [10] . Halogenierte Flammschutzmittel (z. B. Polybromierte Diphenylether, PBDE) setzen während der Verbrennung Halogenverbindungen frei, die die Flammenreaktion unterbrechen. Diese sind jedoch umweltbelastend und wurden durch andere Lösungen ersetzt. Phosphorhaltige Flammschutzmittel verhindern den Flammeneintritt durch die Bildung einer Barriereschicht auf der Oberfläche des Kunststoffs, die die Sauerstoffversorgung verringert [10]. Anorganische Flammschutzmittel (z. B. Aluminiumhydroxid, Magnesiumhydroxid) wirken durch die Abgabe von Wasser und die Bildung von Schutzschichten, die die Entzündung verhindern.
Füllstoffe
Füllstoffe sind nicht-organische oder organische Substanzen, die Kunststoffen beigemischt werden, um deren Kosten zu senken, ihre physikalischen Eigenschaften zu verbessern oder bestimmte Eigenschaften wie die elektrische Leitfähigkeit zu erzeugen. Diese können die mechanischen Eigenschaften wie Steifigkeit, Festigkeit und Zähigkeit von Kunststoffen verbessern. Sie tragen auch zur Verringerung der Schrumpfung während des Abkühlprozesses bei. Glasfasern verbessern die Zugfestigkeit, Steifigkeit und Verformungsbeständigkeit von Kunststoffen, was sie in der Automobil- und Bauindustrie weit verbreitet macht. Mineralien wie Talkum, Kaolin, Kalkstein verbessern die Wärmebeständigkeit und Formbeständigkeit von Kunststoffen und reduzieren die Kosten des Materials. Kohlenstofffasern sind besonders in High-Tech-Anwendungen beliebt, da sie hohe Festigkeit bei gleichzeitig geringem Gewicht bieten.
Pigmente und Farbstoffe
Pigmente und Farbstoffe werden verwendet, um Kunststoffe zu färben und deren ästhetische oder funktionelle Eigenschaften zu verbessern. Pigmente sind opak, lichtbeständig und stabiler, während Farbstoffe oft für transparentere Färbung verwendet werden. Pigmente blockieren oder reflektieren bestimmte Lichtwellenlängen und erzeugen so die gewünschte Farbe. Farbstoffe binden sich chemisch an das Polymer und verleihen ihm eine durchscheinende Farbe.
Prozesshilfsmittel
Prozesshilfsmittel verbessern die Verarbeitbarkeit von Kunststoffen und erleichtern ihre Formgebung. Schmierstoffe erleichtern die Reibung während der Verarbeitung und erhöhen die Lebensdauer der Maschinen. Entschäumer verhindern die Bildung von Luftblasen während der Extrusion oder Spritzguss. Trennmittel verhindern, dass das Kunststoffprodukt an der Form haftet und erleichtern das Entformen.
Stabilisatoren
Stabilisatoren sind Additive, die verhindern, dass Kunststoffe durch äußere Einflüsse wie Wärme, Licht oder Sauerstoff während der Verarbeitung oder Anwendung zerstört werden [10] . Sie werden eingesetzt, um den Kunststoff vor der thermischen, oxidativen und UV-bedingten Zersetzung zu schützen. Es gibt verschiedene Typen von Stabilisatoren, die jeweils unterschiedliche Mechanismen zur Verhinderung von Polymerabbau haben.
UV-Absorber: Des Weiteren zählen UV-Absorber (z. B. Benzotriazole, Homosidene) zu den Stabilisatoren- Diese Additive absorbieren UV-Licht und verhindern so den direkten Schaden durch Strahlung. Die Additive ,,Hindered Amine Light Stabilizers‘‘ (HALS) wirken als Radikalfänger und verhindern, dass UV-Licht die Polymerstruktur angreift, indem sie freie Radikale neutralisieren.
Thermische Stabilisatoren: Insbesondere bei der Verarbeitung von Kunststoffen bei hohen Temperaturen, wie beim Spritzgießen oder Extrudieren, werden thermische Stabilisatoren benötigt, um den Abbau des Materials zu verhindern. Diese Additive wirken oft durch die Inhibierung von Polymervernetzung und Kettenabbruchreaktionen, die bei hohen Temperaturen auftreten können [10].
Weichmacher
Weichmacher sind organische Substanzen, die in Polymere eingemischt werden, um deren Flexibilität und Dehnbarkeit zu verbessern, indem sie die Glasübergangstemperatur (Tg) des Materials senken [10]. Dies macht den Kunststoff bei niedrigen Temperaturen flexibler und weniger spröde. Sie werden vor allem bei Polymeren wie PVC verwendet, die bei Raumtemperatur ohne Weichmacher zu steif sind. Dabei lagern sich die Weichmacher zwischen die Polymerketten und verringern die intermolekularen Kräfte, was die Beweglichkeit der Ketten erhöht. Dies führt zu einer leichteren Verformbarkeit des Materials. Die früher verwendeten Phthalate (z. B. Di(2-ethylhexyl)phthalat, DEHP), wurden aufgrund von Gesundheitsbedenken in vielen Anwendungen zunehmend eingeschränkt. Nicht-Phthalat-Weichmacher bieten eine ähnliche Flexibilität, sind aber umweltfreundlicher und gesundheitlich unbedenklicher (z. B. Diisononylphthalat, DINP, Trioctyltrimellitat, TOTM).
Biobasierte Kunststoffe
Biobasierte Kunststoffe stehen im Fokus der nachhaltigen Materialentwicklung und bieten eine umweltfreundliche Alternative zu petrochemischen Kunststoffen. Biobasierte Kunststoffe sind entweder vollständig oder teilweise aus erneuerbaren Ressourcen gewonnen. Dazu zählen landwirtschaftliche Produkte (z. B. Mais, Zuckerrohr, Kartoffeln), Holz, Algen und sogar industrielle Abfälle. Sie sind nicht zwangsläufig biologisch abbaubar, sondern können je nach Anwendung langlebig oder abbaubar ausgelegt werden.
Insgesamt stellen biobasierte Kunststoffe einen wichtigen Schritt hin zu einer nachhaltigeren Zukunft dar. Sie bieten großes Potenzial zur Reduktion von Umweltbelastungen und erweitern die Möglichkeiten in der Materialentwicklung. Für eine breite Akzeptanz ist jedoch der Übergang zu einer Circular Economy entscheidend.
Chemische Gruppen
Biobasierte Kunststoffe lassen sich in verschiedene chemische Gruppen unterteilen, die auf unterschiedlichen Ausgangsmaterialien und Eigenschaften basieren: Eine bedeutende Gruppe bilden die Polysaccharid-basierten Polymere, zu denen Cellulose, Stärke und Chitosan gehören. Diese Materialien zeichnen sich durch ihre natürliche Verfügbarkeit und ihre Vielseitigkeit in Anwendungen wie Verpackungen, Textilien und biomedizinischen Produkten aus. Eine weitere wichtige Gruppe sind Polyester, insbesondere Polylactide (PLA) und Polyhydroxyalkanoate (PHA). Diese Polymere werden entweder chemisch synthetisiert oder durch mikrobiologische Prozesse hergestellt und finden breite Verwendung in biologisch abbaubaren Verpackungen, Medizinprodukten und technischen Anwendungen. Protein-basierte Polymere, wie Kollagen und Sojaproteine, stellen eine weitere Kategorie dar. Sie werden vor allem in der Biomedizin und in der Lebensmittelverpackung eingesetzt, da sie biokompatibel und in vielen Fällen biologisch abbaubar sind. Schließlich gibt es die Fett- und Öl-basierten Polymere, die aus epoxidierten Pflanzenölen hergestellt werden. Diese Polymere sind besonders interessant für Beschichtungen, Klebstoffe und als Weichmacher in der Kunststoffindustrie, da sie sowohl erneuerbar als auch chemisch anpassbar sind. Diese Vielfalt chemischer Gruppen ermöglicht es, biobasierte Kunststoffe für eine breite Palette von Anwendungen maßzuschneidern und gleichzeitig eine nachhaltigere Materialbasis zu schaffen.
Herstellung und Verarbeitung
Die Herstellung biobasierter Kunststoffe erfordert den Einsatz innovativer Technologien, um deren chemische und physikalische Eigenschaften gezielt an die jeweiligen Anwendungen anzupassen. Ein zentraler Aspekt ist die Polymerisation, die sowohl chemisch als auch biotechnologisch erfolgen kann. Bei der chemischen Polymerisation wird beispielsweise Polylactid (PLA) durch die Polymerisation von Milchsäure hergestellt. Dieses Polymer ist aufgrund seiner Transparenz, hohen Festigkeit und biologischen Abbaubarkeit besonders beliebt. Im Gegensatz dazu basiert die biotechnologische Synthese auf der Fermentation durch Mikroorganismen. Polyhydroxyalkanoate (PHA) werden hierbei unter Verwendung von Zucker oder Lipiden als Substrat produziert, was eine nachhaltige Alternative darstellt [11].
Neben der Polymerisation spielen auch Verarbeitungstechniken eine entscheidende Rolle. Bei der physikalischen Vernetzung werden Wasserstoffbrücken oder Van-der-Waals-Kräfte genutzt, um stabile Netzwerke ohne den Einsatz zusätzlicher Chemikalien zu erzeugen. Die chemische Vernetzung hingegen setzt auf Multifunktionalmonomere wie Methylenbisacrylamid, um dauerhafte und robuste Bindungen in den Materialien zu schaffen. Ein weiterer bedeutender Ansatz in der Verarbeitung biobasierter Kunststoffe ist die Herstellung von Verbundwerkstoffen. Hierbei werden Kunststoffe mit Naturfasern wie Hanf, Jute oder Flachs kombiniert, um mechanische Eigenschaften wie Steifigkeit und Zugfestigkeit zu verbessern. Diese Materialien finden besonders in der Automobilindustrie Anwendung, wo sie als leichte und nachhaltige Alternativen zu Glasfaser verstärkten Kunststoffen eingesetzt werden. Die Kombination aus innovativen Herstellungsmethoden und Materialdesign eröffnet vielfältige Möglichkeiten für die Anwendung biobasierter Kunststoffe in verschiedenen Industriezweigen [11].
Vorteile biobasierter Kunststoffe
Die Nachhaltigkeit biobasierter Kunststoffe wird maßgeblich durch ihren gesamten Lebenszyklus beeinflusst, beginnend mit der Rohstoffbeschaffung bis hin zur Entsorgung. Ein zentraler Aspekt ist die Auswahl der Rohstoffe, wobei der Fokus zunehmend auf nicht essbaren Pflanzenteilen und Reststoffen wie Lignin oder Bagasse liegt. Dies reduziert potenzielle Konflikte mit der Nahrungsmittelproduktion und fördert eine effizientere Nutzung von Biomasse [8].
Ein weiterer Vorteil biobasierter Kunststoffe liegt in ihrer positiven CO₂-Bilanz. Materialien wie Polylactid (PLA) und Polyhydroxyalkanoate (PHA) tragen aktiv zur CO₂-Sequestrierung bei, da sie während des Wachstums der Pflanzen, aus denen sie gewonnen werden, Kohlendioxid aus der Atmosphäre aufnehmen. Dadurch leisten sie einen Beitrag zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen im Vergleich zu petrochemischen Kunststoffen.
Die biologische Abbaubarkeit ist ein weiterer wichtiger Aspekt der Umweltfreundlichkeit biobasierter Polymere. Während Kunststoffe wie PHA und PLA unter geeigneten Bedingungen vollständig biologisch abgebaut werden können, ist dies nicht bei allen biobasierten Kunststoffen der Fall. Biobasierter Polyethylen (PE) beispielsweise ist langlebig und nicht biologisch abbaubar, muss daher in etablierten Recyclingprozessen verarbeitet werden. Die Kombination dieser Faktoren zeigt, dass biobasierte Kunststoffe eine nachhaltige Alternative darstellen, jedoch sorgfältig an ihre spezifischen Anwendungen und die damit verbundenen Umweltanforderungen angepasst werden müssen.
Anwendungen
Biobasierte Kunststoffe finden vielfältige Anwendungen, die von Konsumgütern bis hin zu hochspezialisierten Industriebereichen reichen. Im Verpackungssektor werden Polylactid (PLA) und Stärkeblends häufig verwendet, insbesondere für die Herstellung biologisch abbaubarer Verpackungen, die eine umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen Kunststoffverpackungen darstellen. Diese Materialien sind nicht nur funktional, sondern tragen auch zur Reduzierung von Plastikabfällen bei. Im medizinischen Bereich spielen Biopolymere wie PLA ebenfalls eine zentrale Rolle. Sie werden in der Herstellung von chirurgischen Nähten und resorbierbaren Implantaten eingesetzt, da sie biologisch abbaubar und biokompatibel sind, wodurch sie sich ideal für den Einsatz im menschlichen Körper eignen. Auch in der Agrarwirtschaft zeigen biobasierte Kunststoffe ihr Potenzial. Biologisch abbaubare Mulch-Folien, die auf Feldern verwendet werden, reduzieren den Einsatz von konventionellen Plastikfolien und minimieren so die Umweltbelastung durch Plastikabfälle in der Landwirtschaft [11].
Herausforderungen
Die Herstellung biobasierter Kunststoffe ist aktuell oft teurer als die Produktion petrochemischer Alternativen, was ihre Verbreitung erschwert. Auch weisen viele biobasierte Kunststoffe eine geringere mechanische Stabilität auf, was jedoch durch Fortschritte in der Polymerchemie und Verbundtechnologie verbessert werden kann. Zudem sind das Recycling und der Abbau eine Herausforderung: Während biologisch abbaubare Kunststoffe in bestimmten Anwendungen vorteilhaft sind, erfordert die Wiederverwertung langlebiger Biopolymere effiziente Recyclinglösungen.
Chancen
Die Zukunftsperspektiven für biobasierte Kunststoffe sind vielversprechend. Fortschritte in der biotechnologischen Produktion, wie die Nutzung von Algen oder enzymatischen Prozessen, ermöglichen nachhaltigere und effizientere Herstellungsverfahren. Zudem wird der Einsatz von nicht essbaren Pflanzen und industriellen Nebenprodukten gefördert, um die Lebensmittelressourcen zu schonen. Technologische Entwicklungen fokussieren sich auf multifunktionale Materialien wie Superabsorber für die Landwirtschaft und Medizin sowie auf Hybridmaterialien mit verbesserten Eigenschaften.
Nachhaltige Materialauswahl
Die nachhaltige Materialauswahl spielt eine entscheidende Rolle in der Entwicklung biobasierter Kunststoffe und trägt maßgeblich dazu bei, umweltfreundlichere Alternativen zu herkömmlichen petrochemischen Kunststoffen zu schaffen. Ein zentraler Fokus liegt dabei auf der Nutzung erneuerbarer Rohstoffe, die nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion stehen. Beispiele hierfür sind Reststoffe wie Lignin oder Bagasse, nicht essbare Pflanzen wie Miscanthus oder Algen sowie schnell nachwachsende Rohstoffe wie Holz und Bambus. Diese Materialien ermöglichen eine ressourcenschonende Produktion, da sie oft aus Abfällen oder wenig genutzten Quellen stammen und keinen zusätzlichen Druck auf die Landwirtschaft ausüben [11].
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Förderung der Materialeffizienz und der Circular Economy. Ziel ist es, Rohstoffe vollständig zu nutzen und Abfallprodukte weiterzuverarbeiten, um geschlossene Materialkreisläufe zu schaffen. Algen, die beispielsweise zur Herstellung von Polyhydroxyalkanoaten (PHA) genutzt werden können, sind besonders nachhaltig, da sie keine landwirtschaftlichen Flächen oder Süßwasser benötigen und gleichzeitig CO₂ aus der Atmosphäre binden [11].
Die Lebenszyklusanalyse (LCA) wird als essenzielles Werkzeug zur Bewertung der Nachhaltigkeit biobasierter Materialien hervorgehoben. Dabei werden alle Phasen des Lebenszyklus – von der Rohstoffgewinnung über die Herstellung und Nutzung bis hin zur Entsorgung – betrachtet. Materialien wie Polylactid (PLA) schneiden dabei gut ab, da sie sowohl biologisch abbaubar als auch recycelbar sind, was ihre Umweltbilanz deutlich verbessert [11].
Je nach geplanter Anwendung unterscheiden sich die Anforderungen an die Abbaubarkeit oder Langlebigkeit der Materialien. Für kurzlebige Produkte wie Verpackungen sind biologisch abbaubare Kunststoffe wie PLA oder PHA ideal, da sie unter geeigneten Bedingungen kompostierbar sind. Langlebige Materialien wie biobasierter Polyethylen eignen sich hingegen besser für dauerhafte Anwendungen, müssen jedoch gut recycelbar sein, um langfristige Nachhaltigkeit zu gewährleisten.
Technologische Entwicklungen tragen ebenfalls zur nachhaltigen Materialauswahl bei. Biotechnologische Prozesse ermöglichen es, Mikroorganismen zur Synthese von Polymeren wie PHA einzusetzen, während enzymatische Modifikationen Abfälle wie Zellulose in leistungsfähige Polymere umwandeln. Zudem entstehen Hybridmaterialien, die Eigenschaften wie Stabilität, Abbaubarkeit und Haltbarkeit kombinieren, wodurch sie vielfältig einsetzbar sind.
Insgesamt zeigt sich, dass die nachhaltige Materialauswahl eine Schlüsselrolle bei der Transformation zu umweltfreundlichen Kunststoffen spielt. Durch den Einsatz erneuerbarer Rohstoffe, die Förderung der Circular Economy und die Integration innovativer Technologien können biobasierte Kunststoffe ihre Umweltauswirkungen minimieren und gleichzeitig neue Anwendungen erschließen. Dies ist ein entscheidender Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Zukunft.
[2] Saldívar-Guerra, E.; Vivaldo-Lima, E. (Hrsg.): Handbook of Polymer Synthesis, Characterization, and Processing. Hoboken, New Jersey: John Wiley & Sons, Inc., 2013. ISBN 978-0-470-63032-7
[3] Lechner, M. D.; Gehrke, K.; Nordmeier, E. H.: Makromolekulare Chemie: Ein Lehrbuch für Chemiker, Physiker, Materialwissenschaftler und Verfahrenstechniker. 5., überarb. Aufl. Berlin/Heidelberg: Springer Spektrum, 2014. ISBN 978-3-642-41768-9
[5] Dodds, Jonathan M., Synthesis and Characterisation of Branched Polymers, PhD-Thesis, Durham University, 2009, in: Durham e-Theses, https://etheses.dur.ac.uk/2125/, letzter Zugriff: 18. September 2025
[9] TA Instruments, Measurement of Moisture Effects on the Mechanical Properties of 66 Nylon (Thermal Analysis Application Brief, TA-133), in: tainstruments.com, https://www.tainstruments.com/pdf/literature/TA133.pdf, letzter Zugriff: 18. September 2025
[10] Maier, R. D.; Schiller, M. (Hrsg.): Handbuch Kunststoff-Additive. 4., vollständig neu bearb. Aufl. München: Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG, 2016. ISBN 978-3-446-22352-3
[11] Gueye, A. B.; Thomas, S.; Kalarikkal, N.; Fall, M. (Hrsg.): Bio-Based Polymers and Composites: Properties, Durability, and Applications. New York: Apple Academic Press, 2024. ISBN 978-1-77491-532-5